Hockenheim/Ketsch. Knapp eine Woche nach dem Fund der Leiche einer 27-jährigen Frau aus der Ukraine am Rheinufer hat die Polizei am Mittwochabend zwei Tatverdächtige im Rhein-Neckar-Kreis festgenommen. Gegen diese besteht der dringende Verdacht, die Frau getötet zu haben. Die beiden Festgenommen im Alter von 43 und 44 Jahren wurden am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt und danach in Justizvollzugsanstalten eingeliefert. Das hat die Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim am Freitagvormittag mitgeteilt.
Bei der Festnahme wurde ein fünf Wochen altes Mädchen unversehrt in Obhut genommen und vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Nach einem DNA-Abgleich steht fest, dass es sich um die Tochter der Getöteten handelt. Das Baby befindet sich mittlerweile in der Obhut des Jugendamtes.
Die Mutter der toten Ukrainerin wird weiterhin von der Sonderkommision gesucht
Die Sonderkommission „Rampe“ führt die Suchmaßnahmen nach der 51-jährigen Mutter des Opfers unverändert und intensiv fort, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Polizei bittet weiterhin auch die Bevölkerung um Mithilfe.
Die Ermittler halten auch nach der Festnahme vom Mittwoch an ihrer restriktiven Informationspolitik fest. Auf Nachfrage teilte ein Pressesprecher mit, dass das Polizeipräsidium keine weiteren Fragen zum Thema beantworte und keine Details nenne. Das gilt insbesondere für die Frage nach der Nationalität der Festgenommenen sowie für den Ort ihrer vorläufigen Festnahme.
Erschütternde Kriminalfälle in unserer Region
- Das Osterfest wurde im Jahr 2023 von einem erschütternden Doppelmord in Hockenheim überschattet. Eine 44-jährige Mutter hatte ihre beiden Söhne an Karsamstag in ihrer Wohnung getötet. Die Frau soll ihre Söhne Hagen (9) und Theodor (7) zunächst mit verschiedenen Medikamenten sediert und sie dann in ihren eigenen Betten erstickt haben. Später hatte sie der Polizei in einer Mail geschrieben, dass sie etwas Schlimmes getan habe. Die zum Tatzeitpunkt erheblich vermindert schuldfähige Frau wurde wegen zweifachen heimtückischen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren verurteilt. Die Verteidigung legte jedoch Revision gegen das Urteil ein.
- Von Felix Heger aus Oftersheim fehlt seit seinem Verschwinden jede Spur. Im Januar 2006 war Felix, damals zwei Jahre alt, von seinem Vater zu einem "Papa-Wochenende" bei seiner Ex-Frau abgeholt worden. Nach einer großen Suchaktion wurde die Leiche seines Vaters Michael im Februar im Schwarzwald nahe Bühlertal im Kreis Rastatt gefunden. Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden geht davon aus, dass Felix tot ist. Bis heute fehlt jedoch jede Spur von Felix, es existieren nur vage Zeugenaussagen und Mutmaßungen. Durch den Auftritt seiner Großeltern im SWR Fernsehen im April 2021 erlangte der Fall überregionale Bekanntheit.
- Eine von verstörenden Demütigungen, Beleidigungn und Gewalt geprägte Beziehung fand im Februar 2017 ihr Ende, als eine 51-jährige Ketscherin ihren Ehemann mit zahlreichen Messerstichen getötet hat. Mit mindestens 18 Messerstichen mit einem Küchenmesser soll sie den 43-Jährigen im Schlaf zugrundegerichtet haben. Danach habe sie versucht, den toten Leichnam zu zerstückeln, einen Fuß im Wok zu verbrennen. Die alkoholkranke Frau wurde wegen heimtückischen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Obwohl die Polizei mit Maryna Stetsenko sowohl den Namen der Mutter des Opfers angibt als auch ein Foto sowohl von ihr als auch von der Tochter veröffentlicht und mit Hochdruck nach ihr sucht, verweigert sie die Auskunft, in welchem Ort im Rhein-Neckar-Kreis die Getötete, ihre Mutter und ihr Baby in einer Flüchtlingsunterkunft des Rhein-Neckar-Kreises untergebracht war.
Die tote Ukrainerin war angeblich in einer Unterkunft in Wiesloch wohnhaft
Informationen unserer Zeitung zufolge gibt es Aussagen anderer Geflüchteter aus der Ukraine, nach denen die Familie in Wiesloch untergebracht war. Ausgeschlossen werden kann wohl, dass Hockenheim der Aufenthaltsort der beiden Frauen und des Babys war. Die Ukrainer in Hockenheim sind eng untereinander und mit dem Asylnetzwerk sowie dem Integrationsmanagment der Stadt vernetzt, und in den sozialen Netzwerken hat sich niemand geäußert.
Mit einer Bestätigung kann auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis nicht dienen: „Wir sind sehr betroffen über den Tod der jungen Frau, die mit ihrem Baby und ihrer Mutter in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge des Rhein-Neckar-Kreises wohnhaft war“, zitiert sie Landrat Stefan Dallinger. Und bittet um Verständnis, dass sie aufgrund der laufenden Ermittlungen der Polizei keine weiteren Auskünfte zum Geschehen geben könne.
Die 60 Beamten starke Sonderkommission „Rampe“, benannt nach dem Fundort der Leiche an der Nato-Rampe zwischen Hockenheimer Gemarkung auf der badischen Rheinseite und und Speyerer auf der pfälzischen, sucht weiter Zeugen, die Hinweise zum Aufenthaltsort der 51-jährigen Mutter geben können oder diese gesehen haben.
Spekulationen um den Tod der Ukrainerin mehren sich, während Ermittler schweigen
Inzwischen schießen die Spekulationen ins Kraut – kein Wunder bei dieser Mauer des Schweigens vonseiten der Polizei. Da ist die Rede von einer Beziehungstat, die hinter der Tat stecken könnte. Darauf deutet natürlich auch hin, dass sich jetzt das Baby bei den Tatverdächtigen befunden hatte. Andere vermuten eine Tat aus dem Rotlichtmilieu, aber darauf gibt es derzeit keine nachprüfbaren Hinweise. Auch derzeit nicht darauf, dass es eventuell ein Streit zwischen Bürgern der beiden Kriegsparteien sein könnte. Letztlich muss weiter auf die Polizei und die Staatsanwaltschaft gewartet werden, die viel mehr wissen, als sie sagen. Schade, dass man die Öffentlichkeit so im Unklaren lässt, das fördert auch die Angstdiskussion in ukrainischen Flüchtlingskreisen, so ist es jedenfalls aus den Betreuungsnetzwerken jetzt schon zu hören.
Auch Spaziergänger machen sich natürlich Gedanken darüber, ob sie an den Wegen am Rhein sicher sind. Schließlich weiß man bis heute nicht, ob die Frau hier ermordet wurde oder ob die Leiche von den Tätern hier abgelegt wurde.
Die 60 Beamten starke Sonderkommission „Rampe“, benannt nach dem Fundort der Leiche an der Nato-Rampe zwischen Hockenheimer Gemarkung auf der badischen Rheinseite und Speyerer Kläranlage auf der pfälzischen Seite, sucht Zeugen, die Hinweise zum Aufenthaltsort der 51-jährigen Mutter Maryna Stetsenko (kleines Bild) geben können oder diese gesehen haben.
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