Hockenheim. Der Blick in die Zukunft, zu dem der Jahreswechsel inspiriert, macht jenseits der weihnachtlichen Ruhe auf einen Kampf aufmerksam, der alle fünf Jahre ausgetragen wird: den um Stimmen der Bürger. Der Gemeinderat wird am Sonntag, 9. Juni, wie in allen Kommunen Baden-Württembergs auch in Hockenheim neu gewählt. Eine erste Umfrage bei den Fraktionen zeigt: Die meisten Mitglieder des Gremiums wollen sich auch in der nächsten Amtszeit ehrenamtlich für ihre Stadt engagieren. Einige bekannte Gesichter werden aber nicht mehr am Tisch im Bürgersaal Platz nehmen.
Die deutlichste Veränderung zeichnet sich in der mit zwei Sitzen kleinsten Fraktion des Gemeinderats ab: FDP-Stadtrat Helmut Kief steht am 9. Juni nicht mehr auf dem Stimmzettel. „Er möchte aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und seinen Ruhestand genießen“, informiert Fraktionsvorsitzender Frank Köcher-Hohn, der weiter im Gemeinderat bleiben möchte. Eine 50-prozentige Veränderung ist hier also sicher.
Zwischen Ende Februar und Mitte März planen die Liberalen ihre Aufstellungsversammlung für die Liste. „Wir sind guter Dinge, obwohl wir immer noch Kandidaten suchen. Also wer Interesse hat, kann sich gerne bei uns melden“, sagt Köcher-Hohn. Die FDP ist schon mehrfach unter dem Titel „FDP/Liste für Hockenheim“ angetreten.
Bei den Sozialdemokraten ist bereits in der letzten Sitzung des vergangenen Jahres eine gravierende Veränderung eingetreten: Marina Nottbohm, die 2009 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde und seit 2019 die SPD-Fraktion führte, ist durch ihren Umzug in Richtung Freiburg aus dem Gremium ausgeschieden, für sie wurde Aylin Kuppinger verpflichtet. Im März 2022 hatte der Tod Willi Kellers, damals dienstältester Gemeinderat, bereits eine einschneidende Veränderung markiert.
Wie SPD-Vorsitzender Jakob Breunig mitteilt, haben die amtierenden Stadträte der SPD alle die Ambition, wieder ins Gremium gewählt zu werden. Breunig selbst steht dafür ebenfalls zur Verfügung. Die Nominierungskonferenz sei terminiert, über das Datum wolle der Vorstand jedoch zunächst die Mitglieder direkt informieren.
Patrick Stypa bleibt weiter an Ortsverbandsspitze
Die meisten Ratsmitglieder stellt die CDU – so lautete das Ergebnis bislang aller Gemeinderatswahlen in diesem Jahrhundert. 2004 waren es zunächst sieben, seit 2009 sechs. Fünf von ihnen werden wieder antreten: Markus Fuchs, Bärbel Hesping, Aline Kramer, Christoph Kühnle und Fritz Rösch. Dass Ortsverbandsvorsitzender Patrick Stypa darauf verzichtet, liegt an neuen beruflichen Herausforderungen, auf die er sich konzentrieren möchte, teilte er auf Anfrage mit. „Mir ist es immer wichtig, alles, was ich mache, mit vollem Einsatz zu machen“, erklärt Stypa, der CDU-Stadtverbandsvorsitzender bleiben und sich in dieser Funktion für seine Heimatstadt engagieren möchte.
Der christdemokratische Fraktionsvorsitzende Markus Fuchs zeigt sich optimistisch: „Wir sind mit unserer Listenfindung gut im Rennen. Und ich glaube, sagen zu können, dass wir für alle Altersgruppen – insbesondere auch für die Jugend – sehr gute Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren können.“
Fuchs signalisiert aber auch, dass die Umstände der Bewerbergewinnung schwieriger geworden sind. „Die Verunsicherung aufgrund der weltpolitischen Turbulenzen vom russischen Überfall auf die Ukraine, Krieg im Nahost bis Energie- und Migrationskrise ist mit den Händen greifbar und schreckt viele Bürgerinnen und Bürger vor einem politischen Engagement ab.“ Umso dankbarer sei er allen, die sich bereiterklärten, mit ihrer Kandidatur ihren Anteil zum Erhalt der Demokratie zu leisten.
Im Januar treffe sich die Union mit den Kandidaten zu einer Klausurtagung, um das Programm bis zur Wahl, insbesondere Zeitplanung und Programm, festzulegen.
Adolf Härdle will für die Grünen im Hockenheimer Rat bleiben
Die wohl spannendste Frage zur Kommunalwahl betrifft den dienstältesten Hockenheimer Stadtrat: Tritt Grünen-Pionier Adolf Härdle noch einmal an? Der bereits 1980 als Student ins Kommunalparlament eingezogene Ur-Hockenheimer hatte im vergangenen Jahr nach einer schweren Lungenentzündung fünf Monate pausieren müssen. Doch er fühle sich wieder fit und der Einsatz für seine Heimatstadt sei seine Passion, erklärt Härdle.
Die Kandidatur falle ihm auch deshalb leicht, weil die Grünen-Fraktion, die bei der Kommunalwahl 2019 mit einer Größe von fünf Sitzen mit den Freien Wählern gleich zog, „eine tolle Mannschaft“ sei, in der die Arbeit verteilt werde, auch, was die Stellungnahmen im Gemeinderat betrifft.
Aus beruflichen Gründen verzichtet Oliver Grein auf eine erneute Kandidatur, die drei weiteren Fraktionskollegen wollen sich erneut ums Mandat bemühen. Am 11. Januar wird der Ortsverbandsvorstand die Kandidatenliste abgleichen, die bei der Nominierungskonferenz am 1. Februar verabschiedet werden soll.
Bleibt Gabi Horn „Stimmenqueen“ in Hockenheim?
Die zweitspannendste Frage zur Wahl lautet: Schafft es Gabi Horn, zum fünften Mal in Folge die meisten Stimmen aller Bewerber zu erhalten? Die Voraussetzung dafür schafft die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler: Die Juristin tritt wie ihre vier Kollegen am 9. Juni wieder an, sagte sie am Mittwoch. Das letzte Wort werde in dieser Hinsicht aber erst am 29. Februar gesprochen: Dann erstellen die Freien Wähler ihre Liste. Die erforderliche Bewerberzahl habe die FWV bereits erreicht.
Aktueller Gemeinderat
Die 22 Sitze des Hockenheimer Gemeinderats verteilen sich in der Sitzungsperiode 2019 bis 2024 so:
CDU (sechs Sitze): 1. Markus Fuchs, 2. Fritz Rösch, 3. Patrick Stypa, 4. Christoph Kühnle, 5. Bärbel Hesping, 6. Aline Bender.
FWV (fünf Sitze): 1. Gabi Horn, 2. Michael Sauter, 3. Jochen Vetter, 4. Florian Altenberger, 5. Frank Ziegler.
Grüne (fünf Sitze): Adolf Härdle, 2. Larissa Rotter, 3. Oliver Grein, 4. Elke Dörflinger, 5. Christian Keller.
SPD (vier Sitze): 1. Richard Zwick, 2. Ingrid von Trümbach-Zofka, 3. Marlene Diehm, 4. Aylin Kuppinger.
FDP (zwei Sitze): 1. Frank Köcher-Hohn, 2. Helmut Kief.
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