Bürgermeisterwahl (mit Fotostrecke und Wahlhelfer)

Bürgermeister-Kandidaten beantworten Fragen der Ketscher Bürger

Von 
Marco Brückl
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Eine gut gefüllte Rheinhalle: 568 Ketscher Bürger hatten sich vorab Eintrittskarten für die Veranstaltung besorgt. © Lenhardt

Ketsch. Eines vorneweg: Es war eine gute Entscheidung, den Ketscher Bürgern die Möglichkeit einzuräumen, ihre Kandidaten bei einer öffentlichen Vorstellung in der Rheinhalle (wir berichteten) näher zu beschnuppern. So verschafften sich die Anwärter auf das Amt des Chefs im Rathaus wesentlich mehr Kontur, als es ein Wahlkampf mit diversen individuellen Veranstaltungen allein zu leisten vermag. Das sei erwähnt, da die Modalitäten mit der Teilnahmekarte, die sich Interessenten auf dem Rathaus abholen mussten, auch auf Kritik stieß. Und Kandidat Simon Willi Schmeisser erneuerte diese („Knapp 2000 Einwohner können nicht teilnehmen heute“) auf seine Weise und entfernte sich. Er fehlte aufgrund des Boykotts beim zweiten Veranstaltungsteil, bei dem die Besucher in Summe 17 Fragen stellten.

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Ketsch: Kandidaten für Bürgermeisterwahl stellen sich in Rheinhalle vor

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In Abwesenheit von Kandidat Julian Rapp fokussierten sich die Viel-frager – maximal dreimal durften die Gäste ans Mikrofon inmitten der Stuhlreihen – vor allem auf die Herren Marco Schnepf und Timo Wangler. Das mag nicht verwundern, wie man vielfach vernimmt, werden den beiden mit die besten Chancen eingeräumt, die Nachfolge von Amtsinhaber Jürgen Kappenstein anzutreten.

In 15 Minuten der ersten Präsentation hatte Schnepf beispielsweise die einfache Formel zur Behebung der finanziellen Haushaltsschieflage ausgegeben: Einnahmen rauf, Ausgaben runter. Folgerichtig wollte ein Frager von dem 39-Jährigen eine Spezifikation dazu. Er erhielt sie insofern, als Marco Schnepf keinen Posten aus dem gemeinhin 600 Seiten starken Machwerk, das als Haushalt firmiert, nannte, sondern erst einmal auf eine „ausführliche Sichtung“ verwies. „Erst muss jede einzelne Gruppe angeschaut worden sein“, sagte er.

Auch Timo Wangler, als Kämmerer in Sandhausen ein Fachmann in Sachen Haushalt, hielt sich mit konkreten Kostenstellen, an denen man Verbesserungen vornehmen sollte, weitgehend zurück. Es müsse der Konsum der Gemeinde genauestens beäugt werden, sagte er. Der 48-Jährige war danach gefragt worden, was er meine, wenn er beim Thema Finanzen in seinem Flyer zur Wahl von einem „strukturellen Problem“ spreche. Wangler stellte gleichwohl in den Raum, ob man sich etwa die Kreisel leisten müsse – „sie sind schön, aber verschlingen auch viel Geld“.



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Die Zurückhaltung, so schien es, war auch dem Respekt vor dem Amtsinhaber geschuldet, der schließlich mit auf dem Podium saß – auch das ist eine Zier. Bürgermeister Jürgen Kappenstein lobte später denn auch die Fairness, mit der der Wahlkampf bislang geführt worden sei, und wünschte sich, dass das so bleibe.

Den Fragestellern war es derweil möglich, einen Kandidaten allein oder alle vier mit dem Inhalt zu konfrontieren. Sollten alle vier antworten, rollierte die Reihenfolge der Antworten unter den Kandidaten.

Die Frage nach dem Klimaschutz und Vor-Ort-Maßnahmen für mehr Energieeffizienz galt allen. Kandidat Andreas Nather, befürwortete die prinzipielle Vermehrung beispielsweise von Solaranlagen in der Gemeinde. Der frühere Ketscher, der jetzt in Mannheim wohnt, machte sich mit dem mehrfach verwendeten rhetorischen Zwischenstopp – „jo“ – so authentisch wie sympathisch.

Das Thema Klimaschutz hob der Familienvater Marco Schnepf mit Blick auf die kommenden Generationen auf die Stufe einer „Pflichtaufgabe“, während Timo Wangler die Lasten des CO2-Ausstoßes prozentual verteilte – auf eine Gemeinde entfielen nur vier Prozent. Eine Verwaltung müsse beispielgebend vorausgehen und vor allem die Bürger, den Privatbereich, mitnehmen.

Auch Nimonh Kaiser-Patthavong war der Vorbildcharakter wichtig. Sie schlug eine Kombination mit Investitionen beim Klimaschutz vor, die sich dauerhaft tragen. Die Leiterin der Kita Villa Sonnenschein arbeitete ihren eigenen Politikstil heraus – keine Versprechen, die man hinterher nicht halten kann. Ihre Performance forderte ein abwegiger Frager heraus, der ihr die Motivation für das Amt als Frau mit Migrationshintergrund quasi absprach, es gebe bundesweit kein Beispiel dafür. Die 42-Jährige betonte die menschliche Komponente, sodass Geschlecht oder Herkunft zweitrangig würden – es war unter großem Applaus ihr stärkster Moment.

Über Themen wie ÖPNV, bezahlbaren Wohnraum, Geothermie oder Teamfähigkeit konnten sich die Kandidaten weiter Profil geben.

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