Rheinhalle (mit Fotostrecke und Wahlhelfer)

Finanzen sind für alle Bürgermeister-Bewerber in Ketsch Thema

Fünf von sechs Kandidaten präsentieren sich bei der Kandidatenvorstellung zu Bürgermeisterwahl in Ketsch, aber nur vier beantworten die Fragen der Bürger. Die eigene Persönlichkeit und Ziele stehen im Mittelpunkt.

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Benjamin Jungbluth
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Vier der fünf Kandidaten, die sich in der Rheinhalle vorstellen, nachdem sie zur Fragerunde gemeinsam auf dem Podium Platz genommen haben (v. l.): Andreas Nather, Nimonh Kaiser-Patthavong, Timo Wangler und Marco Schnepf. Es fehlen Simon Willi Schmeisser, der die Veranstaltung aus Protest vorzeitig verlassen hat, und Julian Rapp, der gar nicht erst erschienen ist. © Lenhardt

Ketsch. So voll war die bestuhlte Rheinhalle schon lange nicht mehr, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie: 568 Ketscher Bürger hatten sich am Donnerstagabend eingefunden, um die sechs Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am Sonntag, 8. Mai, bei der offiziellen Vorstellungsrunde genauer kennenzulernen.

Allerdings machte der noch amtierende Bürgermeister Jürgen Kappenstein als Vorsitzender des Wahlausschusses gleich zu Beginn deutlich, dass nur fünf Kandidaten erschienen waren – Julian Rapp war dem Abend ferngeblieben. In maximal 15 Minuten konnte sich jeder der anwesenden fünf Bewerber vorstellen und seine programmatischen Schwerpunkte setzen.

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Ketsch: Kandidaten für Bürgermeisterwahl stellen sich in Rheinhalle vor

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In der Reihenfolge des Eingangs der Bewerbung machte Marco Schnepf den Anfang. Der 39-jährige Polizist und CDU-Gemeinderat betonte zunächst, dass aus seiner Sicht nicht das angestrebte Amt, sondern die Gemeinde und ihre Bürger im Mittelpunkt stünden. „Deshalb habe ich mir acht Monate Zeit genommen, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen“, sagte er an die Besucher gewandt.

Als gebürtiger Ketscher sehe er sich eng mit der Gemeinde verbunden. Da Ketsch finanziell nicht gut dastehe, gelte der Grundsatz: „Wir müssen die Ausgaben senken und die Einnahmen erhöhen.“ Eine Aussage, die zu einigem Raunen unter den Besuchern der Rheinhalle führte. Als konkrete Ziele seiner Amtszeit nannte Marco Schnepf unter anderem die Themen Kunst und Kultur, Vereine, Integration sowie Digitalisierung, aber auch Klima- und Umweltschutz und die Kinderbetreuung.

Als nächstes stellte sich Timo Wangler vor. Der 48-Jährige ist derzeit der Kämmerer von Sandhausen und betonte entsprechend seine Erfahrung in der Kommunalverwaltung. Im Hochschwarzwald aufgewachsen und der Liebe wegen vor über 20 Jahren nach Ketsch gezogen, sehe er sich aber auch emotional eng mit seiner Wahlheimatgemeinde verbunden.

„Was ich tue, tue ich mit vollem Einsatz – als Bürgermeister für die Gemeinde und die Bürger“, so Wangler. Die Ketscher Verwaltung wolle er zusammen mit den Mitarbeitern effizienter und transparenter gestalten, denn die finanzielle Lage erfordere viel Arbeit. „Wir müssen priorisieren und langfristig planen“, betonte Timo Wangler. Auch die digitale Infrastruktur, Klima- und Naturschutz, ein besserer ÖPNV, bezahlbarer Wohnraum und eine Unterstützung aller Vereine seien ihm wichtig.



Wahlhelfer zur Bürgermeisterwahl in Ketsch 2022

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Etwas anderer Politikstil

Nimonh Kaiser-Patthavong, die 42-jährige Leiterin der Kita Villa Sonnenschein, betonte ebenfalls ihre persönliche Eignung für das Amt. In Ketsch aufgewachsen, kenne sie die Gemeinde und ihre Bürger gut. Sie setze komplett auf Parteiunabhängigkeit und wolle auch ansonsten eine etwas andere Kandidatin mit einem anderen Politikstil sein. „Ich setze mich schon immer für Menschen ein und möchte mich nicht auf starre Wahlversprechen festlegen lassen, die ich später nicht erfüllen kann. Ich werde aber bestmöglich nach Lösungen für alle Probleme suchen“, sagte Nimonh Kaiser-Patthavong.

Als Bürgermeisterin sehe sie sich in einer beratenden und impulsgebenden Funktion. Wichtig sei, Transparenz zu leben und die Bürger einzubeziehen.

Simon Willi Schmeisser verzichtete auf eine nähere Vorstellung seiner Person. Der 36-jährige Selbstständige betonte stattdessen zahlreiche lokale Themen, die aus seiner Sicht angegangen werden müssten. So sei der Großteil der Straßen und kommunalen Gebäude in einem sehr schlechten Zustand. Wichtige Investitionen seien in den letzten Jahren nicht getätigt worden, stattdessen sei Geld „für die falschen Projekte“ ausgegeben worden.

Die Ausgaben der Verwaltung müssten daher deutlich reduziert werden. Auch eine geplante Erweiterung des Rathauses lehne er ab. Die bisherige Politik lasse außerdem einen Teil der Einwohner zurück, weil nur Bürger an der Veranstaltung hätten teilnehmen dürfen. „Deshalb mache ich als stiller Protest nicht an der anschließenden Fragerunde mit“, sagte Simon Willi Schmeisser, der später tatsächlich auf dem Podium fehlte.

Den Abschluss machte Andreas Nather. Der 43-jährige Selbstständige, der sich erst kurz vor Ende der Frist als Kandidat gemeldet hatte, stellte sich auf eher lockere Art vor, was die Besucher immer wieder mit einem Lachen honorierten. „Schön, dass ihr alle da seid“, begrüßte er seine potenziellen Wähler. Inhaltlich sei ihm wichtig, die Verwaltung zu verschlanken und Geld zu sparen. Für die jüngeren Ketscher seien Tagesplätze in Kitas und ein Nachmittagsprogramm an den Grundschulen wichtig.

Eine gut gefüllte Rheinhalle: 568 Ketscher Bürger hatten sich vorab Eintrittskarten für die Veranstaltung besorgt. © Lenhardt

Gleichzeitig werde die Bevölkerung immer älter, weshalb er einen Ausbau der Seniorenwohnanlage in der Gassenäckerstraße und ein Demenzzentrum im Ort anstrebe. Auch die Digitalisierung der Ämter sei ein wichtiger Punkt.

Nach der Vorstellung der Kandidaten ging die Veranstaltung in eine Fragerunde über, bei der sich die Bürger zu Wort melden konnten. Unseren Bericht dazu lesen Sie in der Samstagsausgabe.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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