Gemeinderat

Neues Fahrzeug für die Ketscher Feuerwehr soll zwei alte ersetzen

Die Ketscher Feuerwehr strebt die Erneuerung ihrer zwei "Oldtimer" an. Ein HLF 20 soll durch Vielseitigkeit und Effizienz die alten Modelle ersetzen. Ob das klappt, darüber entscheidet der Gemeinderat in seiner Sitzung am 20. November.

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Benjamin Jungbluth
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Kommandant Sven Schmitt zwischen den beiden „Oldtimern“, die durch die Neuanschaffung frühestens 2026 ersetzt werden sollen: Links das knapp 40 Jahre alte Löschgruppenfahrzeug, rechts der rund 27 Jahre alte Rüstwagen. © Jungbluth

Ketsch. In strahlendem Rot stehen sie auf dem Hof der Feuerwache in der Jägerndorfer Straße, immer noch imposant in ihrer Erscheinung und sichtlich gut gepflegt – doch die beiden Einsatzfahrzeuge der Ketscher Wehr haben schon viele Jahre auf dem Buckel. Der Rüstwagen – im internen Sprech der Ehrenamtlichen kurz RW 1 genannt – ist seit mittlerweile 27 Jahren im Dienst, das Unimog-Löschgruppenfahrzeug LF 8 sogar seit knapp 40 Jahren.

„Das ist alles noch solide alte Technik, aber so langsam wird es trotzdem problematisch: Ersatzteile sind inzwischen schwierig zu bekommen und entsprechend teuer. Außerdem ist die verbaute Technik nicht mehr auf dem aktuellen Stand und könnte nur unter hohem Aufwand und auch dann nur teilweise erneuert werden“, erklärt Kommandant Sven Schmitt.

Aufgrund der immer komplexeren digitalen Komponenten, die heute die Arbeit der Wehrleute unterstützen, ist die Lebensdauer der Rettungsmittel merklich gesunken. Früher war es durchaus üblich, dass große Feuerwehrfahrzeuge rund 30 Jahre im Dienst waren. Inzwischen empfiehlt das Land seinen Feuerwehren, die Fahrzeuge etwa alle 20 Jahre zu ersetzen.

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Doch selbst bei der analogen Technik kommen der RW 1 und das LF 8 merklich an ihre Grenzen. Um genügend Druck für das Bremssystem aufbauen zu können, müssen die beiden „Oldtimer“ mehrere Minuten bei enormem Lärm anlaufen, bevor die Wehrleute ausrücken können. Bei Notfällen – also dem Alltag der Ehrenamtlichen – können solche Verzögerungen entscheidend sein.

Aus all diesen Gründen haben die Feuerwehr und die Gemeinde in ihrer Bedarfsplanung für die Ketscher Wehr und in Abstimmung mit dem Kreisbrandmeister den Bedarf für ein neues Fahrzeug ermittelt. In der Sitzung an diesem Montag, 20. November, soll nun der Gemeinderat darüber beschließen.

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„Eigentlich ging es ursprünglich nur um einen Ersatz für den Rüstwagen, denn bei ihm sehen wir den größten Erneuerungsbedarf. Aber ein direkter Austausch dieses Fahrzeugtyps ist mittlerweile aus Normgründen nicht mehr möglich: In Baden-Württemberg wird dieser Typ nicht bezuschusst“, erklärt Sven Schmitt die bürokratischen Hintergründe.

Ersatzfahrzeug für die Feuerwehr Ketsch: „Einsatztaktisch wertvoller“

Stattdessen soll nun ein sogenanntes Hilfeleistungs-Löschfahrzeug angeschafft werden, genauer gesagt ein HLF 20. Dieser Wagentyp ist zwar kein exakt gleichwertiger Ersatz für den alten Rüstwagen, hat aber den Vorteil, dass er auch als Löschfahrzeug genutzt werden kann. Er ist also vielseitiger einsetzbar – oder ein „einsatztaktisch wertvolleres Fahrzeug“, wie es in der Vorlage der Gemeindeverwaltung heißt.

„Vor allem ist er aber für die Aufgaben, die wir als Ketscher Wehr erledigen müssen, sehr gut geeignet. Wir können einen Teil unserer bisherigen Ausrüstung behalten und dank vielfältiger Auswahlmöglichkeiten ein breites Spektrum mit dem neuen Fahrzeugtyp abdecken: Zum Beispiel können wir Spezialgerät für Autounfälle mitführen, aber auch eine Seilwinde für Bootseinsätze oder für Unfälle auf dem Rheindamm. Das HLF 20 wäre also ein optimaler Ersatz“, sagt Kommandant Sven Schmitt.

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Die Vorzüge des neuen Fahrzeugtyps gehen sogar so weit, dass durch sein – Neuanschaffung auch das rund 40 Jahre alte Unimog-Löschgruppenfahrzeug ersetzt werden könnte. Dessen Ausstattung kann größtenteils auf die übrigen Fahrzeuge verteilt werden, wodurch die Einsatzbereitschaft der Ketscher Wehr unverändert bleibt.

Qualität statt Quantität im Fokus bei der Ketscher Feuerwehr

„Es mag zunächst paradox klingen, dass wir am Ende zwei Fahrzeuge aufgeben und nur ein Neues beschaffen. Aber abgesehen von den Kosteneinsparungen geht es im Rettungsdienst nicht darum, möglichst viel Gerät zu haben, sondern genau das Gerät, das man für seine Einsätze benötigt. Deshalb stimmen wir unseren gesamten Fuhrpark neu ab und stellen uns auf diese Weise für die Zukunft auf“, erklärt Sven Schmitt.

Denn auch eine andere Neuanschaffung der Floriansjünger wird den Fuhrpark künftig reduzieren: Bereits im vergangenen Dezember beschloss der Gemeinderat in Abstimmung mit der Wehr, das alte Rettungsboot durch ein neueres Modell zu ersetzen. Dadurch wird dann gleichzeitig der bislang noch erforderliche Mannschaftstransportwagen entfallen, der das alte Boot ziehen musste. Das neue Wassergefährt wird mit jedem der übrigen Wagen nutzbar sein.

Am Ende soll die Ketscher Feuerwehr also zwei neue hochmoderne Einsatzmittel erhalten, während sie vier in die Jahre gekommene abgeben wird. Statt derzeit neun werden in der Jägerndorfer Straße dann sieben Fahrzeuge stehen, das Rettungsboot eingerechnet. „Das wird uns bei der Wartung einige Kosten, aber vor allem auch Kapazitäten einsparen: Wir sind ja eine komplett ehrenamtliche Wehr, haben also auch keinen hauptberuflichen Fahrzeug- oder Technikwart. Da wäre die Neuausrichtung eine große Erleichterung“, sagt Kommandant Sven Schmitt.

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In der Vorlage der Gemeinderatssitzung beziffert die Verwaltung die Anschaffungskosten für das HLF 20 auf 605 000 Euro inklusive Mehrwertsteuer, die tatsächlich auch von Kommunen bei der Anschaffung von Feuerwehrfahrzeugen an das Finanzamt gezahlt werden muss. Gleichzeitig sei mit einem Zuschuss des Rhein-Neckar-Kreises in Höhe von 96 000 Euro zu rechnen. Etwaige Einnahmen durch den Verkauf der beiden alten Fahrzeuge sind dabei noch nicht eingerechnet.

Sollte der Gemeinderat zustimmen und die Beschaffung schnell gelingen, wäre laut Verwaltung eine Indienststellung Mitte 2026 möglich - aufgrund der knappen Ketscher Gemeindekassen zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Bis dahin müssen die jahrzehntealten „Oldtimer“ also noch durchhalten.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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