Oftersheim. Mit seinen Scherzanrufen hat Bodo Bach deutschlandweite Bekanntheit erlangt. Sein Ausspruch „Ich hätt’ da gern emal e Problem“ ist zum Kult avanciert. Der Comedian tauschte um die Jahrtausendwende aber die Rollen: Er trat hinter dem Mikro hervor und hinauf auf die Bühnen der Republik. Als Bodo Bach ist der Komiker nun seit über 20 Jahren auf Tour und unterhält sein Publikum mit Geschichten aus dem Alltag – immer originalgetreu im hessischen Dialekt.
Vor seinem Auftritt am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr in der Kurpfalzhalle in Oftersheim haben wir mit Robert Treutel, der Person hinter hinter der Figur Bodo Bach, gesprochen. Der gebürtige Frankfurter erzählt im Interview von den Unterschieden zwischen Radio und Fernsehen und blickt auf seine lange Karriere zurück – inklusive Rechtsstreit mit einem Fernsehsender.
Außerdem legt Treutel sich im Gespräch unter rund 2000 Scherzanrufen auf seinen Liebling fest und verrät, was es mit dem „alde Babbsack“ auf sich hat.
Mario Barth reißt gerne Witze über die Beziehung zwischen Mann und Frau, Kaya Yanar amüsiert sich über Klischees, die Ausländern anhaften. Wofür steht Ihre Comedy?
Robert Treutel: Ich beziehe meine Themen aus meinem Alltag, aus allem, was ich erlebe und mache. Das ist grundsätzlich Boulevard, es ist kein politisches Kabarett. Das gibt es zwar auch mal hier und da: Ich thematisiere zum Beispiel aktuell die Rente mit 67, aber ich bin grundsätzlich nicht politisch. Die Kunstfigur Bodo Bach ist ein einfacher, netter Kerl und hat verschiedene Situationen durchlebt. Das geht von einem Ikea-Besuch an einem Samstag bis hin zum Klamottenkauf. Das ist das Familienleben. Sohn Rüdiger zum Beispiel wohnt noch zu Hause, da geht es also auch um Hotel Mama. Ich beziehe die Geschichten immer aus meinen wirklichen Erlebnissen und erfinde nichts. Meine Herangehensweise ist, den Alltag ein bisschen zuzuspitzen und die Leute dort abzuholen, wo sie eh schon sind. Wenn es dann im Raum ein bisschen rumort und es heißt: „Ikea am Samstag, das ist schon ein Abenteuer“, weiß ich, dass es meinen Zuschauerinnen und Zuschauern gefällt, weil sie sagen: „So ist es tatsächlich, wenn man genau hinschaut.“ Das Leben schreibt die Comedy.
Zur Person: Robert Treutel
- Robert Treutel ist die Person hinter der Figur Bodo Bach.
- Treutel wurde 1957 in Frankfurt am Main geboren.
- Seine Karriere begann im Radio beim WDR, später war er als Moderator auch bei FFH zu hören.
- 1994 erschuf Treutel die Kunstfigur Bodo Bach.
- Bekannt wurde Bodo Bach durch seine Scherzanrufe beim Radiosender FFH.
- In der Rolle des Bodo Bach tritt Treutel seit 2000 als Comedian auf.
- 2001 hatte er mit „Bodo Bach – Bei Anruf Lachen“ seine eigene TV-Show.
- Die Figur Bodo Bach kommt ursprünglich aus Offenbach und ist mit seiner Frau Gerda verheiratet, gemeinsam haben sie einen Sohn namens Rüdiger.
- Robert Treutel ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt seit 1982 in Köln. nl
Sie kommen ursprünglich aus dem Radiogeschäft, dort war nur Ihre Stimme zu hören. Mit dem Schritt vor die TV-Kameras wurden Sie selbst sichtbar, als Comedian auf der Bühne stehen Sie vor Ihrem Publikum. Wie haben Sie diesen Wechsel erlebt?
Treutel: Ich glaube, der Schock bei den Radiohörern war größer als bei mir. Mir war immer bewusst, dass ich Publikum habe – auch im Radio. Aber die Situation damals vor Publikum zu stehen, war besonders. Ich habe erstmals gemerkt, dass man auf der Bühne ziemlich schnell ein Feedback bekommt und erfährt, ob das, was man macht, gefällt oder eben nicht. Im Radio weiß man das nicht. Laut Umfragen war ich früher immer einer der beliebteren bei den Sendern, für die ich gearbeitet habe. Weil ich, glaube ich, und das ist mein Geheimnis, authentisch bin. Das habe ich auf der Bühne erstmal lernen müssen. Man darf sich nicht verstellen, sondern muss echt sein. Das habe ich auch von Kollegen gelernt: von Jürgen von der Lippe oder ganz früher Hans-Joachim Kulenkampff. Bei denen habe ich gemerkt: Das sind Leute, die vor und hinter der Kamera eigentlich identisch sind.
Hatten Sie bei Auftritten mit Lampenfieber zu kämpfen?
Treutel: Das war enorm. An den Tag, an dem ich zum ersten Mal auf der Bühne stand, erinnere ich mich noch ganz genau: Das war in Frankfurt, es waren 400 Leute im Publikum. Da war ich den ganzen Tag mit diesem Auftritt beschäftigt. Das hat sich inzwischen gelegt. Aber das vergleiche ich auch immer mit anderen Berufen. Wenn man als Chirurg seinen ersten Blinddarm operiert, ist man wahrscheinlich auch nervös. Aber wenn man nach 20 Jahren immer noch nervös ist, hat man seinen Beruf verfehlt. Also heutzutage bin ich angespannt im Sinne von: Hoffentlich gefällt es den Leuten, sie zahlen Eintritt dafür, ich habe hohen Respekt vor meinem Publikum. Aber ich bin jetzt nicht mehr nervös. Ich gehe kurz vor dem Auftritt in meinen Tunnel und mache mein Programm.
Worin liegen für Sie die Unterschiede zum Fernsehen?
Treutel: Anfangs habe ich fürs Fernsehen hinter der Kamera gearbeitet. Mein Vater war Kameramann und ich habe das alles kennengelernt, ohne zu wissen, dass ich selbst mal etwas damit zu tun haben werde. Beim Fernsehen ist man aber nicht selbstbestimmt. Als ich meine ersten Fernsehsendungen gemacht habe, wurde viel darüber diskutiert, welche Farbe mein Hemd haben sollte und welche Gänge man wohin laufen muss. Das war im Radio viel entspannter. Da konnte ich mich morgens unrasiert hinstellen und keiner hat gefragt, wie die Haare aussehen oder ob ich meinen Bart lang oder kurz trage. Im Fernsehen ist man umgeben von einem Team und letztendlich ist es ziemlich umständlich. Beim Radio hat mir gut gefallen, dass es direkt losging, dass es live war. Dadurch war auch immer eine grundsätzliche Anspannung drin, weil man weiß: Es ist eine Livesendung und keine Aufzeichnung, die man noch mal wiederholen kann. Inzwischen bin ich ein alter Hase und all das liegt lange zurück. Ich mache mich nicht mehr so verrückt, die Bühne gefällt mir nach wie vor und das macht mir Spaß.
Sie treten immer im hessischen Dialekt auf. Haben Sie in diesem Dialekt auch einen Lieblingsbegriff?
Treutel: Ich habe mal den Satz geprägt „Stau ist nur hinne blöd und vorne geht’s“ und der Satz „Ich hätt’ da gern emal e Problem“ ist ja wirklich in Hessen und darüber hinaus zu einem kleinen Sprichwort geworden, den viele am Telefon auch benutzen. Der Maddin Schneider hat immer den „Aschebeschär“, mein Lieblingswort im Hessischen ist der „alde Babbsack“. Das ist ein netter Kerl, der manchmal einen kleinen Schuss hat, aber letztlich liebenswert ist. Ehrlich gesagt hat mir diese Frage aber noch nie jemand gestellt, deshalb könnte es morgen schon wieder ein anderer Begriff sein. Übrigens habe ich keine Probleme, den hessischen Dialekt zu dosieren. Da brauchen die Kurpfälzer keine Angst haben. Ich war schon in Berlin, Hamburg und auf Sylt und da gibt es keine Verständnisprobleme.
In Oftersheim treten Sie mit Ihrem Jubiläumsprogramm auf. Das bietet Anlass, nach über 20 Jahren auf die eigene Karriere zurückzuschauen: Wie fällt Ihr persönlicher Rückblick aus?
Treutel: Der Höhepunkt ist für mich, dass ich nach 20 Jahren überhaupt noch mit Comedy am Start bin und mein Publikum habe. Da bin ich auch ein bisschen stolz drauf, denn Comedy hat eigentlich eine kurze Verfallszeit: Wenn man einen guten Witz zwei, drei Wochen erzählt, dann ist er durch.
Wie sieht es mit Tiefpunkten aus?
Treutel: Schade ist rückblickend, dass ich vielleicht zum falschen Zeitpunkt angefangen habe. Ich sehe jetzt die jungen Kolleginnen und Kollegen, die die großen Hallen füllen. Wäre ich damals, als der Bodo Bach im Radio auch deutschlandweit unheimlich beliebt war, mit dem Hype auf die Bühne gegangen, wäre ich nicht vor 800, sondern vor 2000 bis 3000 Leuten gestanden. Aber es war damals halt nicht die Zeit. Ich war Nachfolger einer Generation, die nur im Keller vor 30 bis 100 Leuten gespielt und Kleinkunst gemacht hat. Ich hatte im Schnitt so 800 Zuschauer. Das war schon viel. Heute würde man das Kleinkunst nennen. Es sind auch weniger Zuschauer geworden, weil ich die jungen Leute nicht mehr erreiche. Da gibt es viele, die gar nicht wissen, dass es mich gibt. Die 14- bis 50-Jährigen fehlen mir komplett im Publikum. Es ist eben eher Ü50 – die sind mit mir alt geworden.
Bekanntheit erlangten Sie durch Ihre Scherzanrufe im Radio. Welcher Anruf ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Treutel: Ich habe es mal nachgerechnet: Insgesamt habe ich zu dieser Zeit rund 2000 Anrufe getätigt. Es war immer nur so gut, wie das, was am anderen Ende passiert ist. Die Fallen, die man stellt, kann man sich im Vorfeld ausdenken, aber ob die Person am anderen Ende der Leitung darauf reinfällt – das weiß man nicht. Mein Lieblingsanruf ist beim römisch-germanischen Museum in Köln. Ich habe dort angerufen und gesagt, dass mein Sohn beim Besuch in der Ausstellung ein Exponat mit nach Hause genommen hat. Ich habe auch in Oftersheim eine Aufzeichnung als Beispiel dabei, die wir uns als Video anschauen. Die Leute lieben aber auch den Ferrari. Das war der Anruf, bei dem ich eine Anhängerkupplung für einen Wohnanhänger für meinen geerbten Ferrari F40 haben wollte.
Mit „Bodo Bach - Bei Anruf Lachen“ hatten Sie 2001 eine eigene TV-Show bei Sat.1. Wie kam es dazu?
Treutel: Das war der Höhepunkt der Bodo Bach Zeit, als meine Gespräche überall im deutschen Radio liefen. Damals kam Sat.1 auf mich zu und hat Interesse gezeigt. Wir haben sechs Folgen produziert. Da habe ich aber keine guten Erinnerungen dran. Wie ich schon über das TV-Geschäft gesagt habe, war das komplett fremdbestimmt. Es ging um die Farbe des Hemdes und die Wahl der Brille, ein albernes Outfit hatte ich auch noch an, weil alle dachten, wer Comedy macht, muss auch lustig aussehen. Das wurde damals produziert, als Sat.1 noch die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga hatte und meine Sendung sollte in der Winterpause samstags anstelle der Fußballübertragung laufen. Sat.1 hat dann irgendwann, soweit ich mich erinnere, die Rechte verloren und hatte samstags dieses Sendeloch. Deshalb wurde meine Sendung, die eigentlich nur für sechs Wochen geplant war, immer wieder wiederholt. Das lief, meine ich, drei- oder viermal, bis die Situation um die Rechte wieder geklärt war.
Wie ging es dann mit der Sendung weiter?
Treutel: Von den mehrmaligen Wiederholungen waren auch die Zuschauer nicht gerade begeistert. Das hat mir mehr geschadet als genutzt. Wir haben gegen Sat.1 geklagt und, wenn man es so nennen möchte, in einem Präzedenzfall recht bekommen. Der Richter sagte, ich hätte ein Schutzrecht und man darf in der Comedy den Leuten nicht permanent dieselben Sachen vorsetzen. Das schadet letztlich ja auch meiner Figur. Sat.1 wurde untersagt, das weiter auszustrahlen. Das war für mich das erste Mal, dass ich so richtig vor der Kamera stand, aber ehrlich gesagt habe ich mich nicht ganz wohlgefühlt.
Dennoch sind Sie aktuell weiterhin im Fernsehen zu sehen.
Treutel: Das sind zum einen Aufzeichnungen meiner Bühnenprogramme. Und die anderen Sachen sind Quizsendungen wie „Meister des Alltags“ und die „Straßenstars“, wo ich gerne dabei bin. Das ist wie Kindergeburtstag: Man fährt hin, strengt sich an und hat Spaß. Bei „Meister des Alltags“ spielen wir außerdem für den guten Zweck und das gefällt mir sehr, dass wir da viel Geld für soziale Einrichtungen, für Kinderprojekte einspielen können. Aber leider ist es so, dass die Fernsehsender alle Geldprobleme haben. Die produzieren dann zwölf Sendungen, die permanent wiederholt werden. Egal, wann der Fernseher eingeschaltet wird, irgendwo begegne ich den Menschen. Und das kann auch gefährlich sein, weil die Leute irgendwann genug haben. Da muss man immer ein bisschen dosieren.
Am 3. November findet Ihr Auftritt in der Oftersheimer Kurpfalzhalle statt. Was kann das Publikum erwarten?
Treutel: Sie dürfen einen gut gelaunten Bodo Bach erwarten, der versucht, mit seinen Geschichten aus dem Alltag die Leute mal aus ihrem Alltag herauszureißen. Was sie nicht erwarten dürfen, ist der Anspruch einer Botschaft. Ich bin manchmal etwas derbe, aber nicht verletzend und ich gehöre nicht zu denen, die sagen „früher war alles besser“. Das gibt es zwar auch im Programm, dass ich sage, dass ich ein paar Sachen einfach nicht verstehe. Ich kann vorwegnehmen: Es gibt jetzt Staubsauger, die machen den Staub sichtbar. Ich habe zum Glück einen alten, der macht den Staub weg.
Was verbinden Sie persönlich mit der Rhein-Neckar-Region?
Treutel: Ich war schon oft in der Region, in Mannheim sowieso und in Schwetzingen war ich 2008 in der Wollfabrik. Da habe ich mir drei Sternchen gemacht. Ich mache mir nach Auftritten immer Sternchen von null bis drei. Drei heißt, es war ein super Abend und die Leute hatten Spaß mit mir. Null heißt, da möchte ich nie mehr hin. Drei in Schwetzingen heißt, es war gut und deshalb komme ich jetzt auch mit großer Freude nach Oftersheim.
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