Oftersheim. Sie sind eine stattliche Erscheinung, reichen fast bis zur Zimmerdecke und surren dennoch nur leise vor sich hin: Die insgesamt 72 Luftfiltergeräte, die seit der Corona-Pandemie in den beiden Oftersheimer Schulen und der kommunalen Albert-Schweitzer-Kita in Betrieb sind. Tatsächlich laufen die Geräte noch immer, auch wenn das Virus inzwischen kaum noch Auswirkungen auf unseren Alltag hat. „Alle 72 Luftfilter sind seit der Installation dauerhaft im Einsatz“, betont Hauptamtsleiter Jens Volpp auf Nachfrage dieser Zeitung.
Das liegt wohl auch daran, dass die Gemeinde im September 2021 pünktlich zum Beginn des damaligen Schuljahres eine nicht geringe Summe in die Hand nahm, um die Geräte anzuschaffen. Exakt 273 946,19 Euro kosteten die industriellen Luftfilter, wobei Oftersheim immerhin Fördermittel in Höhe von 141 971,75 Euro erhielt.
Der damalige Bürgermeister Jens Geiß hatte stets betont, dass die Geräte auch nach Ende der Pandemie helfen könnten, bei normalen Erkältungsviren die Zahl der Ansteckungen merklich zu reduzieren. Die Überlegungen gingen 2021 sogar noch weiter: Die angeschafften Geräte waren nur eine Notlösung, um kurzfristig handeln zu können. Denn auch wenn sie leistungsstark und leise sind, können die theoretisch mobilen Geräte aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts in der Praxis nicht mal eben zur Seite geschoben werden. Auch nehmen sie in den Klassenräumen mehr Platz ein, als es eine festinstallierte Lüftungsanlage täte – die darüber hinaus auch noch deutlich leistungsstärker und umfassender mit Frischluft arbeiten könnte, anstatt die Raumluft nur umzuwälzen und zu filtern.
Im Oftersheimer Rathaus wurde damals der Plan vertreten, künftig stationäre Belüftungsanlagen viel stärker in Neuplanungen aufzunehmen und unter Umständen sogar bestehende Gebäude langfristig umzurüsten. Die bereits angeschafften mobilen Anlagen hätten dann beispielsweise in der Kurpfalzhalle oder im Rose-Saal zum Einsatz kommen können, hieß es 2021.
Zwei Jahre und eine Bürgermeisterwahl später ist von diesen Überlegungen allerdings nicht viel übriggeblieben. „Bei der Gemeinde Oftersheim gibt es keinerlei Überlegungen oder Planungen, weitere örtliche Objekte oder Räumlichkeiten mit mobilen Luftfiltern oder stationären Anlagen auszustatten“, erklärt Hauptamtsleiter Jens Volpp. Damit ist auch keine Rede mehr vom damaligen Gemeinderatsbeschluss, stationäre Anlagen in den sechs nicht-kommunalen Kitas und Kindergärten im Ort einzubauen. Damals war dafür mit Kosten von rund 576 000 Euro, aber auch einer hohen Förderung gerechnet worden.
Grund für die Aufgabe dieser Pläne ist laut jetziger Gemeindeverwaltung die Entwicklung der Pandemie: Mittlerweile gehöre Corona zu unserem Alltag dazu, wie die Grippe und andere Atemwegsinfektionskrankheiten auch. Die Menschen hätten gelernt, damit zu leben und umzugehen, zudem gebe es einen Impfschutz, der schwere Verläufe in aller Regel verhindere.
Schutzwirkung der Luftfiltergeräte begrenzt
Und dann betont die Gemeindeverwaltung, dass selbst die Anschaffung der mobilen Anlagen 2021 nicht ganz unumstritten gewesen sei. „Nach den der Gemeinde Oftersheim vorliegenden Studien ist die Wirkung mobiler Luftfilter in Klassenräumen zum Schutz gegen das Coronavirus begrenzt. Schon mitten in der Corona-Pandemie gab es differierende wissenschaftliche Sichtweisen und Standpunkte zu der Wirksamkeit von Luftfiltern. Damals hat sich der Gemeinderat mehrheitlich für diesen Weg entschieden – allerdings in dem Wissen, dass die mobilen Luftfilter ein Stoßlüften in den Klassenzimmern und Kita-Gruppenräumen nicht ersetzen können“, heißt es heute aus dem Rathaus.
Dass es schon vor zwei Jahren unterschiedliche Meinungen zur Sinnhaftigkeit der Anlagen gab, belegt auch die weitere Entwicklung in Oftersheim. Ursprünglich hatten Verwaltung und Gemeinderat geplant, auch die restlichen, nicht-kommunalen Kitas übergangsweise mit mobilen Geräten auszustatten, bevor Pläne für stationäre Anlagen entwickelt werden sollten. Doch bei den Kita-Trägern entschied man sich bewusst gegen eine solche Maßnahme. Am Ende erhielt nur die gemeindeeigene Albert-Schweitzer-Kita sechs mobile Luftfilter, die Theodor-Heuss-Schule 28 und die Friedrich-Ebert-Schule 38 Geräte.
Wechselnde Wartungskosten
Deren Weiterbetrieb bis heute relativiert naturgemäß die Anschaffungskosten – allerdings entstehen durch die Geräte auch laufende Ausgaben. „Die Geräte müssen jährlich gewartet werden. Die Höhe der Kosten richtet sich nach den Filtern, die teilweise jährlich und teilweise alle zwei Jahre getauscht werden müssen. Es entstehen somit jährlich wechselnde Kosten in Höhe von etwa 25 000 bis 44 000 Euro“, erklärt Hauptamtsleiter Jens Volpp.
Da die Luftfilter in die normale Stromversorgung der Gebäude integriert sind, könne keine Aussage zu den zusätzlichen Stromkosten getroffen werden.
Immerhin sind die Geräte mit einer Art automatischem Ruhemodus ausgestattet. Sie sind zwar dauerhaft in Betrieb, arbeiten jedoch erst richtig, wenn sie per Bewegungsmelder erkennen, dass der jeweilige Raum gerade genutzt wird. Nach einer gewissen Zeit ohne Bewegungen fahren sie dann wieder runter.
Dieser Modus wird wohl noch längere Zeit an den beiden Schulen und der Albert-Schweitzer-Kita weiterlaufen. Denn ein endgültiges Abschalten der Geräte ist nicht geplant – wohl nicht zuletzt, weil sie nun eben einfach da sind.
Vom noch vor zwei Jahren vielbeschworenen „Nach Corona wird nichts mehr sein wie zuvor“ ist allerdings nicht viel übriggeblieben. Selbst das regelmäßige Lüften in den Schulen und Kitas der Region – so ist an vielen Stellen zu hören – wird inzwischen kaum noch praktiziert. Corona hat wohl für die meisten Menschen endgültig seinen Schrecken verloren.
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