Reilingen. Der Förster ist neu, die Probleme sind die alten – der Zustand des Waldes gibt weiterhin Anlass zum Klagen. Forstbezirksleiter Philipp Schweigler brachte es bei der Vorstellung des Betriebsplans für das Forstwirtschaftsjahr 2024 im Gemeinderat auf den Punkt: Die Jahre 2018 bis 2022 waren zu trocken, die beiden letzten sehr trocken – eine Hypothek für den Wald.
Denn auch in diesem Jahr herrschte eine Dürreperiode, auch wenn dann doch noch Regen fiel. Dennoch, der August und der September seien mit 16 beziehungsweise 21 Sommertagen viel zu warm gewesen und auch der Oktober komme schon auf sechs Sommertage, sprich auf Tage mit über 25 Grad Celsius.
Doch bevor im Rat der Betriebsplan vorgestellt wurde, war erst Achim Freund an der Reihe, der seit Anfang September die Nachfolge von Revierförster Gunter Glasbrenner angetreten hat. Der 47-jährige Forstmann ist in der Region kein Unbekannter, war elf Jahre Revierleiter in der Schwetzinger Hardt, bevor er im Zuge der Umstrukturierung zu ForstBW wechselte, die Nachfolge von Glasbrenner antrat, sich als wieder im Dienste des Kreises um den Gemeindewald kümmert.
Bewässerung im Wald bei Reilingen ein kompliziertes Thema
Seit 2015 gebe es im Gemeindewald Reilingen keinen planmäßigen Einschlag mehr, werde nur noch Schadholz geschlagen, umriss Schweigler die Situation des hiesigen Forstes. Mit zwei Kulturflächen wolle man hier gegenhalten, merkte Freunde an und verwies auf Anlagen hinter der Bürgerbegegnungsstätte und am Hockenheimer Weg.
Mit der Entwicklung bei der Begegnungsstätte sei man zufrieden, hielt Freund fest, insbesondere die Eiche stehe recht gut da. Hingegen habe man am Hockenheimer Weg große Ausfälle zu verzeichnen, hier müsse noch nachgebessert werden.
Die Frage von Bürgermeister Stefan Weisbrod, ob die Idee aufgegriffen werde, zur Bewässerung des Waldes eigene Brunnen zu graben, sah Freund differenziert. ForstBW setzt auf eigene Wasserstellen, zapfe den oberen Grundwasserleiter an, analog dem Vorgehen der Landwirtschaft. Doch sei dies bei Investitionen von rund 100 000 Euro für die kleinen Gemeindewaldflächen nicht vorstellbar. Hier behelfe man sich entweder mit mobilen Mitteln, beispielsweise am Hockenheimer Weg, oder kooperiere mit der Landwirtschaft, wenn sie in der Nähe ist, wie bei der Begegnungsstätte.
Wald bei Reilingen muss bewässert werden – auch Maikäfer als Feind
Dieter Rösch (SPD) sah durch die Bewässerung im Wald einen noch größeren Druck auf das Grundwasser ausgeübt. Dem hielt Freund entgegen, dass zum einen laut Aussage der Wasserwerke die Fördermengen noch steigerbar seien, zum anderen der Wald nicht bewässert werde wie ein Acker. Es gehe nicht um eine jährliche Beregnung, sondern um eine Bewässerung, um die Kulturen zu schützen, bevor die Arbeit umsonst war. Sind die Bäume aus dem Gröbsten heraus, werde nicht mehr bewässert. Obendrein seien die fraglichen Flächen nicht mit denen der Landwirtschaft zu vergleichen.
Klaus Schröder (FW) sah es angesichts des Kahlschlags im Wald, der angewandt wird, bevor neue Kulturen gepflanzt werden, als nicht verwunderlich an, dass beregnet werden müsse, wenn im Sommer die Sonne brenne. Der Kahlschlag müsse sein, so Schweigler, neben der Dürre gebe es einen zweiten Feind für den Wald, den Maikäfer. Diesen versuche man durch den Kahlschlag davon abzuhalten, seine Eier in der Kultur abzulegen, da die Larven keine Nahrung finden würden. Ungeachtet dessen, so der Revierleiter, auch Anpflanzungen im Bestand, sprich ohne Rodungen, müssten bewässert werden.
Kampf gegen die Kermesbeere geht in Reilingen und dem Rhein-Neckar-Kreis weiter
Peter Schell (FDP) wies daraufhin, dass die amerikanische Eiche mit der Trockenheit auch ohne Wässern fertig werde. Was Freund bestätigte, der auf die vielen Versuche mit Baumarten verwies, mit denen man Erfahrungen habe – mit der amerikanischen Roteiche seit über 100 Jahren. Jedoch dürfe deren Anteil im Wald ein bestimmtes Maß nicht überschreiten.
Rösch wollte weiterhin wissen, ob der Kampf gegen die Kermesbeere weitergehe, immerhin seien hierfür 5000 Euro im Betriebsplan eingestellt. Bekämpft werde die Beere nur dort, wo Anpflanzung geplant seien, so Freund, ansonsten gelte – „die Kermesbeere ist gekommen, um zu bleiben“. Ihre Saat sei überall, sei 40 Jahre keimfähig, der Kampf sei hoffnungslos. Nur wo es gelte Biotope oder Investitionen zu schützen werde noch gegen den Neophyt vorgegangen.
Der Aussage von Rösch, das angesichts des Waldzustandes die Einnahmenseite im Betriebsplan kaum mehr eine Rolle spiele, konnten Freund und Schweigler nur zustimmen. Bei Einnahmen von rund 69 000 Euro und Ausgaben von 66 500 Euro sehe der Plan nur einen geringen Gewinn von 2500 Euro vor. Die meisten Einnahmen bringe noch immer die Ernte von Forsterzeugnissen, 52 000 Euro sind hier eingeplant. Allerdings für das Fällen der Bäume fallen 22 500 Euro an, sodass sich der Gewinn auf 29 500 Euro verringert. Weitere Kosten verursacht die Herrichtung der Wege.
Brennholz wird weiter angeboten
Womit die Diskussion bei der wichtigen Frage nach dem Holzverkauf angelangt war. Wie Bürgermeister Weisbrod wusste, gibt es keinen Selbsteinschlag mehr, doch könne Brennholz beim Förster bestellt werden. Freund will an den gewohnten zwei Terminen im Rathaus Walldorf für die Bestellungen festhalten, sowie diese aus der Nachbargemeinde bestätigt seien, werde er dies mitteilen.
Eine Änderung wird es auf jeden Fall geben, so der Revierförster: Pro Person werden zehn Festmeter Holz verkauft, heuer allerdings mit der Gewichtung auf drei Festmeter Lauf- und sieben Festmeter Nadelholz. Bei den Laubbäumen kalkuliert er mit 80 Euro pro Festmeter, beim Nadelholz mit 55 Euro pro Festmeter.
Wie Bürgermeister Weisbrod feststelle allemal noch günstiger als im Baumarkt, weshalb sich die Termine für die Brennholzbestellung bestimmt reger Nachfrage freuen dürfen.
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