Schwetzingen. Das auch auf kommunaler Ebene sogenannte Superwahljahr 2024 hat begonnen – vier Entscheidungen stehen allein in Schwetzingen bevor. Die erste, die Wiederwahl des Ersten Bürgermeisters, dürfte eine reine Formsache sein, denn Amtsinhaber Matthias Steffan ist der einzige Bewerber. Für die letzte der vier Wahlen im Kalender steht seit dem Neujahrsempfang der Stadt fest, dass es einen neuen Oberbürgermeister geben wird. Dazwischen – am Sonntag, 9. Juni – sind die Bürger aufgerufen, den neuen Gemeinderat und Kreistag zu wählen.
Wir haben uns mal bei den Parteien, Wählervereinigungen und Einzelkämpfern umgehört, wen sie ins Rennen schicken werden. Von einigen gab es schon finale Rückmeldungen, die darauf hindeuten, dass es zumindest ein paar Veränderungen am Ratstisch geben könnte – der Großteil aller Amtsinhaber tritt zumindest bei Freien Wählern, CDU, Grünen und SPD wieder an, von den anderen kam noch keine Rückmeldung.. Und bei den neuen Kandidaten sind ein paar spannende Namen dabei.
Ihre Nominierung sogar schon abgeschlossen hat die CDU. „Wir wollen frühzeitig starten, um optimal vorbereitet für das Superwahljahr mit Kommunal- und Europawahl sowie Oberbürgermeisterwahl zu sein“, sagt der Vorsitzende der CDU Schwetzingen, Nils Melkus. Bei einer Mitgliederversammlung unter Leitung von Ingolf Prüfer wurde die Liste beschlossen. Darauf stehen alle sechs aktuellen Gemeinderatsmitglieder – Sarina Klein (Platz 1), Rita Erny (3), Ulrich Renkert (4), Markus Bürger (5), Susanne Bertrand-Baumann (6) und Dr. Horst Herrmann (9).
Fraktionsvorsitzende Klein, die trotz ihres noch jungen Alters bereits auf zwei erfolgreiche Amtszeiten am Ratstisch zurückblickt und damit zu den erfahrenen Kommunalpolitikern der Spargelstadt zählt, tritt wieder an, obwohl sie als Mutter vor großen Aufgaben steht: Denn zusammen mit ihrem Mann und dem großen Bruder Jonas erwartet sie Zwillinge. „Kommunalpolitik ist und bleibt eine Herzenssache für mich. Es wird ein spannendes Jahr für uns als Partei, aber auch für mich ganz persönlich“, betont die Diplom-Rechtspflegerin. Sie freut sich über die CDU-Liste: „Uns ist es gelungen, ein tolles Team auf die Beine zu stellen und ich bin stolz, dieses anführen zu dürfen. Es geht mehr denn je darum, unsere Stadt fit für die Zukunft zu machen und die richtigen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Dafür braucht es auch weiterhin eine starke CDU im Gemeinderat“, sagt Sarina Klein.
Hinter ihr auf Listenplatz zwei folgt der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, Nils Melkus, der zudem Vorsitzender der Jungen Union (JU) Schwetzingen ist. Er wll sich vor allem beim Thema Finanzen für eine aufkommensneutrale Ausgestaltung der Grundsteuer und eine entsprechende Anpassung des Hebesatzes in Schwetzingen einsetzen. Listenplatz drei nimmt Rita Erny ein. Ihr liegen die Themen Schule und Wohnungsbau sowie das Thema Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Herzen.
14 neue Namen auf der Liste der Schwetzinger CDU
Insgesamt finden sich im Vergleich zu 2019 gleich 14 neue Namen auf der CDU-Liste. Nicht mehr dabei ist unter anderem der damalige Spitzenkandidat Michael Franz, der später wegen Umzugs aus dem Gemeinderat ausgeschieden ist.
Die 26 Kandidatinnen und Kandidaten der CDU
- Die CDU-Liste führt die Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Sarina Klein, an. Ihre Schwerpunkte sieht sie insbesondere im Bereich Finanzen und Generationengerechtigkeit. Auf Listenplatz zwei folgt der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, Nils Melkus und Stadträtin Rita Erny auf Platz drei.
- Auf Platz vier stellt sich Stadtrat Ulrich Renkert erneut zur Wahl. Als Landwirt und bekannter Schwetzinger Spargelbauer trägt er großen Anteil an dem, was Schwetzingen insbesondere touristisch, aber auch kulturell ausmacht. Seine Themenschwerpunkte sind die Wirtschaftsförderung und die Innenverdichtung. Auf Listenplatz fünf folgt Stadtrat Markus Bürger. Der 48-jährige Diplomingenieur und Studiendirektor am TG und der Fachschule der Ehrhart-Schott-Schule bringt sich in erster Linie in den Themen Energie, Wirtschaftsförderung und Bildung ein. Listenplatz sechs nimmt Stadträtin Susanne Bertrand-Baumann ein, die unter anderem im katholischen Pfarrgemeinderat engagiert ist. Ihr liegen insbesondere die Themen frühkindliche und schulische Bildung, der Ausbau der Zeyher-Schule zur Ganztagsgrundschule, soziale Förderung für Familien und Kulturangebote am Herzen.
- Auf Platz sieben kandidiert die 37-jährige Sonderschullehrerin Luisa Rudnik, die Vorsitzende der Frauen Union Schwetzingen und Mitinitiatorin der Arbeitsgruppe „Frauenfreundliches Schwetzingen“. Ihre Themenschwerpunkte sind Familie, Gleichberechtigung und Bildung. Auf Listenplatz acht folgt Monika Steidle aus dem Hirschacker. Die Betriebswirtin möchte sich vor allem bei den Themen Finanzen, Energie und Vereinbarkeit von Familie und Beruf einbringen. CDU-Stadtrat Dr. Horst Herrmann, der Facharzt für Urologie ist, folgt auf Listenplatz neun.
- Auf Platz zehn kandidiert Justin Geschwill. Der 23-jährige duale Student und stellvertretende Vorsitzende der JU Schwetzingen ist der jüngste Kandidat auf der CDU-Kommunalwahlliste. Er möchte sich für eine ausgewogene Verkehrspolitik einsetzen, die das Auto als Verkehrsträger nicht verteufelt. Außerdem möchte er sich für die Anliegen der jungen Generation einsetzen. Ihm folgt auf Listenplatz elf Susanne Muth. Die 57-jährige ist vielfältig engagiert, unter anderem im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche und in der Kolpingfamilie. Ihr liegt das Thema Stärkung des Ehrenamts und die Belange von Senioren am Herzen. Zudem möchte Muth sich für ein weiter vielfältiges Kulturangebot in der Stadt einsetzen. Auf Platz zwölf kandidiert Matthias Hepp. Der 45-jährige Metallbaumeister führt seinen eigenen Betrieb in Schwetzingen. Er wird seine Expertise vor allem bei den Themen Wirtschaft und Handwerk einbringen.
- Sascha Dobelmann folgt auf Listenplatz 13. Der 28-jährige Finanzbeamte ist in der JU engagiert und setzt sich für die Themen moderne Verwaltung und Digitalisierung ein. Ihm folgt Wirtschaftsinformatiker Patrick Arzt auf Listenplatz 14. Der Familienvater wohnt im Hirschacker und ist dort in der Siedlergemeinschaft engagiert. Er wird sich insbesondere für die Themen Energieversorgung und Digitalisierung in der Stadt einbringen und möchte zudem mehr junge Menschen für politische Themen begeistern. Auf den Plätzen 15 bis 20 folgen Petros Maloussidis (griechische Gemeinde und Schwetzinger Carneval Gesellschaft), Andreas Koch (ein Fachmann für Immobilien), Volker Engelfried (Sprecher der BI gegen Tiefengeothermie in Schwetzingen), Wirtschaftsingenieur Markus Lips, Michael Post und Dr. Rüdiger Niehl (Oberstudienrat).
- Weitere Neulinge folgen mit Diana Conte (Mitinitiatorin der Arbeitsgruppe „Frauenfreundliches Schwetzingen“) Cathérine Mala (53) und Christine Wonner (61) auf den Plätze 21, 22 und 24. Dazwischen steht Christian Hagen. Der Kriminalbeamte hatte bereits 2019 kandidiert und das achtbeste Ergebnis der CDU eingefahren. Auf den Listenplätzen 25 und 26 stehen schließlich Christoph Stemmler (Bankkaufmann im Ruhestand) und Markus Franz. Der Maler- und Lackierermeister hatte bereits vor fünf Jahren als „Schlusslicht“ der Liste bei der Wahl Rang neun im CDU-Ranking belegt. zg/ali
„Wir haben eine starke Kommunalwahlliste, die mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten die Vielfalt unserer Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger widerspiegeln soll. Wir sind motiviert bis in die Haarspitzen und werden bis zum 9. Juni in einem engagierten Wahlkampf für ein starkes Ergebnis kämpfen“, sagt Nils Melkus abschließend. Die CDU Schwetzingen wolle jetzt gemeinsam mit den Kandidatinnen und Kandidaten ein Wahlprogramm erarbeiten und präsentieren.
Sechs neue Bewerber auf der Liste der Freien Wähler Schwetzingen
Ganz weit sind auch schon die Freien Wähler (SFW) – sie haben ihre Liste komplett und werden sie demnächst (am 26. Januar) offiziell beschließen. So viel hat sich seit der Wahl 2019 gar nicht verändert, denn 20 der 26 Kandidaten von damals treten wieder an, darunter auch alle amtierenden Räte, also Elfriede Fackel-Kretz-Keller, Carsten Petzold (beide waren die absoluten Stimmenkönige), Karl Rupp, Ulrike Utz, Elke Ackermann-Knieriem und – entgegen zwischenzeitlicher Ankündigungen – auch Peter Lemke.
Nicht mehr auf der Liste auftauchen werden im Vergleich zu 2019 Thomas Kreichgauer, Bastian Bühler, Max Brenner, Antonie Kühn, Anna Kolb und Michael Münch. Die Gründe seien vielschichtig, aber immer im persönlichen Bereich zu finden. „Das sind Entscheidungen, die wir zu akzeptieren haben“, teilt Pressesprecher Carsten Petzold auf Anfrage mit und betont aber gleichzeitig: „Dafür haben wir sechs durchaus interessante neue Kandidaten auf unserer Liste.“
Mannheim Polizeipräsident Siegfried Kollmar kandidiert für Schwetzinger Gemeinderat
Der prominenteste ist zweifelsohne Siegfried Kollmar, der Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim, der seit Jahren in Schwetzingen wohnt und sich nun auch kommunalpolitisch einbringen will – da ist den Freien Wählern ein echter Coup gelungen. Schon länger bekannt ist, dass Oliver Engert, der Geschäftsführer des Stadtmarketings, für die SFW antreten wird. Ebenso wird Gerald Sams auf der Liste stehen, ein Ur-Schwetzinger, der die Stadt und ihre Geschichte(n) aus dem Effeff kennt.
Ihr kommunalpolitisches Comeback gibt Marina Fassner, die von 2010 bis 2013 für die CDU im Brühler Gemeinderat saß, nach ihrem Umzug 2014 auch für die Schwetzinger Christdemokraten kandidiert und immerhin über 1400 Stimmen bekommen hatte. Mit Franziska Knieriem, der Tochter von Elke Ackermann-Knieiriem, steht ein ganz junges Gesicht auf der SFW-Liste. Ihr ist ein ähnlich gutes Ergebnis zuzutrauen wie vor fünf Jahren ihre Cousine Anna Kolb, die aus dem Stand 2144 Stimmen geholt hatte und erste Nachrückerin gewesen wäre. Uwe Betzwieser, vielen durch seine Tätigkeit beim SV 98 und der SCG bekannt, komplettiert die Mannschaft der Freien Wähler.
Die SPD hält sich noch bedeckt, verrät aber immerhin, dass drei der vier aktuellen Gemeinderatsmitglieder – Robin Pitsch als Fraktionsvorsitzender, Hans-Peter Müller und Sabine Rebmann – nochmals kandidieren werden. Bärbel Schifferdecker, die erst vor Kurzem für Simon Abraham nachgerückt ist, wird aus privaten Gründen nicht mehr antreten. Ansonsten sollen die Namen bis zur offiziellen Nominierung Mitte Februar noch nicht preisgegeben werden. Klar ist aber, dass mit Abraham und Schifferdecker zwei Kandidaten fehlen, die 2019 zusammen fast 5300 Stimmen geholt hatten.
Liste der Schwetzinger SPD folgt im Februar
„Wir als SPD halten einen gesunden Mix aus erfahrenen Kandidierenden und derzeitigen Gemeinderäten, aber auch neue Gesichter auf der Liste für ideal, weil sich dadurch viele Bürgerinnen mit ihren Kandidaten identifizieren können“, erklärt Ortsvereinsvorsitzender Abraham auf Anfrage unserer Zeitung. Es gebe einige Bürgerinnen und Bürger, die sich vorstellen können, als Gemeinderat Verantwortung für Schwetzingen zu übernehmen. „Aktuell seien es einige neue junge Menschen, aber auch einige neue Menschen mittleren Alters, dabei auch ein Mix aus weiblichen und männlichen Kandidaten aus vielfältigen Berufs- und Erfahrungsfeldern, aus diversen Stadtteilen und verschiedenen Vereinen und Organisationen. „Unser Ziel ist es, ein breites Angebot vorzuhalten, die eine breite Gesellschaft abbilden kann. Dabei hat jeder Kandidat und jede Kandidatin seine/ihre eigenen Schwerpunkte für Schwetzingen.“ Viele Kandidaten seien natürlich überzeugte Sozialdemokraten, aber es werde auch Menschen geben, die kein Parteibuch haben, aber eine starke und tiefe soziale, liberale und verantwortungsbewusste Haltung.
Sabine Walter hört bei den Grünen in Schwetzingen auf
Bei Bündnis 90/Die Grünen steht die Nominierung unmittelbar bevor: An diesem Samstag werden die 26 Kandidatinnen und Kandidatinnen offiziell ins Rennen geschickt. Im Vergleich zur Liste von 2019 wird sich an der Spitze der Kandidatenliste einiges ändern, denn mit Marco Montalbano, Jacqueline Koch-Mattern und dem leider verstorbenen Josef Walch waren drei der vier parteiinternen Kommunalwahlkönige (zusammen über 11 000 Stimmen) schon während der Legislaturperiode ausgeschieden. Mit Sabine Walter wird im Juni eine amtierende Stadträtin nicht mehr antreten – für den Kreistag aber schon. Ihre fünf Fraktionskollegen Dr. Susanne Hierschbiel, Kathrin Vobis-Mink, Dr. Michael Rittmann, Peter Köhler und Anja Mohrmann werden auf der Liste stehen.
Dass der bisherige Linke-Stadtrat Werner Zieger die Partei verlassen hat und kürzlich die Wählervereinigung „Inklusiv und Sozial für Schwetzingen“ gegründet hat, darüber haben wir bereits berichtet. Es ist davon auszugehen, dass die neue Gruppierung mit einer – wie auch immer langen – Liste ins Rennen geht. Noch keine Antwort bekommen haben wir von der FDP und „Einzelkämpfer“ Haydar Sahin. Sahin war vor für Jahren für die Aktiven Bürger (ABS) in den Rat eingezogen, war aber in diesem Jahr ausgetreten. Ob die ABS noch einmal antreten, ist nicht bekannt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-gemeinderatswahl-in-schwetzingen-die-ersten-fraktionen-geben-kandidaten-bekannt-_arid,2165437.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-neujahrsempfang-in-schwetzingen-so-reagieren-buerger-auf-die-entscheidung-von-poeltl-_arid,2163281.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-oberbuergermeister-wahl-2024-in-schwetzingen-so-entscheidet-sich-poeltl-_arid,2163208.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,147.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Schwetzinger Gemeinderat hat Zeichen gesetzt