Rückblick

Das Jahr 2023 in Eppelheim: Protest, Wohnbau, "Don Babo"

Das Jahr 2023 steht für Neuanfang: Die Feuerwehr hat einen neuen Kommandanten und mehr Wohnraum entsteht. Verabschiedet wurden aber der Plan "Südwestlich Schulzentrum" und mit einer Abrissparty die Rhein-Neckar-Halle.

Von 
Linda Saxena
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Die alte Rhein-Neckar-Halle wird abgerissen. Ehrenbürger Dr. Hans-Peter Wild spendiert als privater Bauherr der Stadt eine neue Sporthalle. © Linda Saxena

Eppelheim. Für Proteste in Eppelheim sorgte im Frühjahr der Bebauungsplan „Südwestlich Schulzentrum“. Das Projekt hatte das Ziel, das Areal rund um die Rhein-Neckar-Halle zu verdichten.

Auf dem Parkplatz der Halle und dem Areal der Bibliothek sollte ein Edeka-Markt mit einer Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern im Erdgeschoss und darüber Wohnungen im Obergeschoss gebaut werden.

Die Stadtbibliothek sollte nach den Plänen ebenfalls weichen und künftig in der bisherigen Kegelhalle untergebracht werden. Des Weiteren sollte die Sport- und Kulturhalle abgerissen werden.

In einer Gemeinderatssitzung im Dezember 2022 beschloss das Gremium den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan – woraufhin es zu Protesten aus der Bürgerschaft und aus den Reihen der Fraktionen im Gemeinderat kam. Wie sich im Nachgang herausstellte, war bei der Sitzung ein Gemeinderat befangen, weshalb der Beschluss ungültig war und wiederholt werden musste. Im Januar erfolgte der erneute Beschluss.

Unterschriften in Eppelheim gegen Vorhaben gesammelt

Gegen die „massiven“ Bebauungspläne ging auch eine Bürgerinitiative vor, die mittels eines Entscheids das Projekt verhindern wollte . Kritik erntete auch Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Die Initiative warf ihr vor, nicht rechtzeitig über die Pläne informiert zu haben.

Sie wiesen auf die rund 1500 Unterschriften hin, die sie an Amtsleiter Michael Seip übergeben hatten. In weniger als einem Drittel der gesetzten Frist habe die BI weit mehr als die vorgeschriebene Unterschriftenzahl gesammelt. „Wenn ein Projekt von mir ausgeht, dann informiere ich darüber. Ein Nahversorger ist für mich das Wichtigste“, wies Rebmann die Kritik in der Sitzung im März zurück.

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Projekt durch Bürgerbegehren und Gemeinderat in Eppelheim gestoppt

Zu einem Bürgerentscheid kam es dann doch nicht. Im März wurde das wohl umstrittenste Bauvorhaben in Eppelheim gestoppt – und zwar vom Gemeinderat selbst.

Die Verwaltung habe keine personellen und finanziellen Kapazitäten, das Projekt weiter voranzutreiben, hieß es damals in einer Stellungnahme der Stadt. Einzig allein der Bau der Hans-Peter-Wild-Sporthalle sollte weiter vorangetrieben werden.

Über 100 Bürger protestieren vor der Ratssitzung in Eppelheim gegen den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan "Südwestlich Schulzentrum". © Widdrat

Als der Ehrenbürger und Capri-Sun-Chef von den Plänen für das Areal hörte, setzte er sich mit der Stadtverwaltung an einen Tisch. Man beschloss, dass der Bau der Hans-Peter-Wild-Halle, die als Ersatz für die Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim gedacht ist, nun oberste Priorität habe und die Bebauungspläne erst einmal auf Eis gelegt werden. In der Sitzung erarbeitete der Gemeinderat gemeinsam mit der Verwaltung die Aufhebung des Beschlusses, gefolgt von einem moderierten Prozess, wie es mit dem Areal weitergehen soll. Für den Abriss der altehrwürdigen Rhein-Neckar-Halle musste die Stadt tief in den Geldbeutel greifen. Rund zwei Millionen Euro wurden für den Rückbau veranschlagt.

Tops und Flops

Tops:

Carsharing: Die Mitarbeiter der Stadt nutzen seit Juni Autos der Stadtmobile Rhein-Neckar. Wie der städtische Umweltbeauftragte Benedikt Seelbach erklärt, schone dies die Ressourcen und entlaste den Verkehr.

Feste: In keiner Kommune wurde so häufig gefeiert wie in Eppelheim. Möglich machen dies die vielfältige Vereinslandschaft – darunter der Eppelheimer Carneval-Club, die Musik- oder Sportvereine. Aber auch die Kerwe und Sommertagszug konnten sich sehen lassen.

Wohnungen: Aktuell werden in der Erich-Veith-Straße 22 Einfamilienhäuser gebaut. Das gesamte Areal soll laut Baufirma Epple familienfreundlich gestaltet werden. „Jeder Wohnraum zählt“, sagt Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Es sei kein Geheimnis, das überall in Deutschland Wohnungsnot herrsche. 

 

Flops:

Capri-Sonne-Sportcenter: In der Halle häufen sich die Probleme. Vandalismus, ein marodes Dach und Harz auf den Boden. Stadtverwaltung und Vereine wollen den Sportbetrieb trotzdem aufrechterhalten. Nach nur zwölf Jahren muss das Dach saniert werden.

Müll:Eppelheim putzt sich raus“ heißt die Aktion der Stadt, bei der sich über 400 Menschen beteiligen. An sich eine gute Sache, wäre da nicht der Umstand, welche Mengen an Müll in einer Woche von den Ehrenamtlichen im Stadtgebiet gesammelt wurde – darunter zahllose Zigarettenstummeln.

Internet: Die Telekom kann die Glasfaser-Hausanschlüsse nicht termingerecht realisieren. Das teilte das Unternehmen in einem Schreiben an die Stadt mit. Aufgrund der hohen Nachfrage bundesweit sei die Montage- und Baukapazitäten gering. 

 

Im Mai wurde das Bürgerbegehren noch einmal in einer Sitzung des Gemeinderats thematisiert. Stimmen aus der Bevölkerung bemängelten die „Hinterzimmer-Politik“ in Eppelheim und machten ihrer Enttäuschung Luft.

Sie fühlten sich im Vorfeld nicht ausreichend informiert und einbezogen. In einem Schreiben forderten Anhänger des Bürgerbegehrens mehr „Transparenz und eine Kommunalpolitik auf Augenhöhe mit den Bürgern, für die sie gemacht wird“.

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Drogenhandel, gefährliche Körperverletzung oder gar Mord in Eppelheim

Vor dem Heidelberger Landgericht sind im Jahr 2023 einige Fälle aus Eppelheim verhandelt worden. Für Aufsehen hat insbesondere der Prozess gegen zwei Eppelheimer gesorgt. Angeklagt waren ein 30-Jähriger und ein 49-Jähriger. Letzterer sei laut Gericht in Eppelheim unter dem Namen „Don Babo“ bekannt gewesen. Vorgeworfen wird den beiden Männern Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und besonders schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung.

Genauer legte die Staatsanwaltschaft den Männern zur Last, im April 2022 rund 16 Kilogramm Marihuana von Albanien nach Deutschland gebracht zu haben, um die Drogen gewinnbringend in Eppelheim und der Region zu verkaufen. Nach einem geplatzten Deal bedrohten die Angeklagten einen 24-jährigen Vermittler – unter anderem mit einem Revolver, hieß es in der Anklageverlesung. Im Mai folgte dann das Urteil. Der 30-jährige Eppelheimer muss für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Der 49 Jahre alte Grieche albanischer Abstammung muss vier Jahre in Haft.

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Mit Teleskopschlagstock Mann in Eppelheim angergriffen

Einige Prozesstage dauerte die Verhandlung gegen einen angeklagten Mann aus Ketsch. Die Staatsanwaltschaft warf dem 45-Jährigen versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung gegen einen 67-jährigen Eppelheimer vor. Der Angeklagte solle den älteren Mann im Juni mit einem Teleskopschlagstock angegriffen und „übel beschimpft und zweimal auf den Kopf geschlagen“habem, sagte das Opfer in der Verhandlung aus. Daraufhin sei die Polizei alarmiert worden. Die Beamten konnten den Ketscher festnehmen. „Gegen euch habe ich nichts“, hatte der Beschuldigte den Beamten gesagt und bei seiner Festnahme von Psychiatrie und Suizidversuchen erzählt. Der Mann habe viel geredet, er habe „jemanden bestrafen wollen“, berichtete ein 23-jähriger Beamter in der Verhandlung.

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Die Polizei habe ihn zu früh festgenommen, eigentlich habe er noch zur Moschee gehen wollen, um andere Personen der Ahmadiyya zu verletzen, habe er unter anderem geäußert. Laut einem psychiatrischen Gutachten zeige der Angeklagte eine eingeschränkte psychische Belastbarkeit.

Ende Dezember ordnete die Strafkammer des Landgerichts Heidelberg die weitere Unterbringung im Maßregelvollzug an. Das bedeutet, dass der Angeklagte weiterhin in der Psychiatrie bleiben muss.

Vermeintlicher Streit in Eppelheimer Café eskaliert

Eine Gefängnissstrafe erwartete einen 34-jährigen Mann aus Sri Lanka, die Attacke mit einer zerbrochenen Bierflasche gegen einen 31-jährigen Eppelheimer, war versuchter Mord in Tateinheit mit schwerer und gefährlicher Körperverletzung. Die Strafkammer des Landgerichts Heidelberg verurteilte den Singhalesen wegen der Bluttat in einer Café-Bar am Mittwoch zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre und zehn Monate gefordert, die Verteidigung zweieinhalb Jahre wegen schwerer Körperverletzung.

Zeugenaussagen zufolge müsse der Angeklagte, der Alkohol konsumiert hatte, einen vermeintlichen Streit wegen einer unbezahlten Rechnung zwischen dem Café-Inhaber und dem Opfer falsch eingeschätzt haben.

Als der 31-Jährige ihm den Rücken zugekehrt habe, habe er ihn mit der Bierflasche mit voller Wucht auf den Hinterkopf geschlagen. Dann habe er den zerbrochenen Flaschenboden aufgehoben und mit der Scherbe immer wieder auf sein Opfer eingestochen.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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