Hockenheim. Die Wahlentscheidungen sind gefallen, doch noch ist die Spannung groß bei den Parteien und Gruppierungen, wie sich die Wähler in Sachen Kreistag und Gemeinderat entschieden haben. Hinter Kandidaten und anderen im Wahlkampf Aktiven liegt eine herausfordernde Zeit. Wir haben die Fraktionen um eine Wahlkampfbilanz gebeten und nach negativen wie positiven Erfahrungen gefragt.
Bei der CDU stand das gesamte Team mit zehn Kandidatinnen und zwölf Kandidaten im Mittelpunkt, berichtet Fraktionssprecher Markus Fuchs. „Ich glaube fest daran, dass wir nur als Mannschaft und nicht als Einzelpersonen gewinnen können“, stellt er fest. Das zeige sich auch in der Festlegung des Wahlprogramms, das im Januar in einer Klausurtagung gemeinsam erstellt wurde.
CDU in Hockenheim: Teamarbeit im Fokus
Bei monatlichen Abstimmungsterminen habe die Union Plakate, Prospekt sowie die Anzeigen gemeinsam festgelegt. Einen großen Schwerpunkt bildeten die sozialen Medien, insbesondere Instagram. So wurde von jedem Kandidaten ein kurzes Video veröffentlicht. Zudem wurden zu verschiedenen Wahlaussagen Videos vor Ort gedreht. Mit fast 1300 Aufrufen landete der Clip zum CDU-Antrag auf Einrichtung eines „Walk of Fame“ in der Karlsruher Straße auf den ersten Platz.
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Anders als 2019, 2014 und 2009, als die CDUler mit heftigem Gegenwind aus der Bundespolitik zu kämpfen hatten, sei die Stimmung dieses Mal deutlich freundlicher gewesen. Dass ein gutes Drittel aller Plakate zerstört wurden oder verschwanden, gehöre aber leider inzwischen zum Alltag eines Wahlkampfs, bilanziert Fuchs. Dankbar sind die Christdemokraten darüber, dass der Wahlkampf insgesamt sehr fair verlaufen sei. Fuchs hofft, dass diese Fairness von Dauer ist: „Wir werden sehr schwierige Entscheidungen zu treffen haben und es wäre schön, wenn es hierzu im Gemeinderat klare Mehrheiten geben würde – gerade beim geplanten Neubau der Realschule“, sagt Fuchs.
Grüne in Hockenheim: Mehr Präsenz vor Ort
Bei den Grünen bildeten das Wahlkampfrückgrat ein „harter“ Kern von zehn Personen, die immer wieder auch an den Ständen vertreten waren, und weitere fünf bis sechs, die viel in der Hintergrundarbeit geleistet haben in Form von Social Media, Wahlplakate, Erstwählerbriefe und Flyer verteilen, berichten die Fraktionssprecher Elke Dörflinger und Adolf Härdle.
Oftmals sei man mit den Bürgern bei der Verteilung der Flyer in Kontakt gekommen. Die Gespräche seien sehr positiv und angenehm gewesen. „Wir haben dieses Mal auch verstärkt auf die Präsenz vor Ort gesetzt und uns im Vorfeld der Wahl mit Ständen auf verschiedenen Veranstaltungen präsentiert, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Unser Motto war: ,Dorthin gehen, wo die Menschen sind’“, erklären sie. Social Media haben die Grünen häufiger genutzt, vor allem Instagram. Dort hat der Ortsverband seine Kandidaten und sein Wahlprogramm präsentiert, aktuelle Infos gesetzt und Presseartikel veröffentlicht.
Die Grünen haben für den Wahlkampf 2024 nach eigenen Angaben rund 30 Prozent mehr finanzielle Mittel ausgegeben als 2019 – unter anderem, weil vieles teurer geworden ist.
Häufiger als 2019 seien Plakate abgerissen, zerstört oder auch entwendet worden. „Wir rechnen mit zirka 30 Plakaten, die entwendet und zerstört wurden und rund 50 Plakaten, die abgerissen wurden. Dies habe der Ortsverband sowohl beim Ordnungsamt als auch bei der Polizei angezeigt. Teilweise seien die Plakate von Aufklebern „Deutsche Jugend voran“ aus der rechtsextremen Szene beklebt worden. Beleidigungen seien am ehesten bei den Infoständen geäußert worden – „das waren nicht viele, aber wenn, dann deftig“, blicken Dörflinger und Härdle zurück.
FWV in Hockenheim: Erleuchtende Geschenke
„Wir haben eine anstrengende Zeit hinter uns mit normaler laufender Gemeinderatstätigkeit und Vorbereitung und Wahlwerbung für die Wahlen. Das Portfolio unserer Wahlwerbung bestand aus Plakatwerbung, Verteilung von Flyern und Anzeigen in der Zeitung. Ferner haben wir uns auch in den sozialen Medien präsentiert“, fasst Fraktionsvorsitzende Gabi Horn zusammen.
Die Reihe der Informationsstände in der Karlsruher Straße schloss am Samstag jener ab, der das Thema Radwegbeleuchtung nach Reilingen zum Schwerpunkt hatte – eine Maßnahme, deren Umsetzung die FWV schon seit vielen Jahren beantragt hat. Aus diesem Anlass verschenkten die Freien Wähler kleine Taschenlampen an die Besucher.
Die Einrichtung einer Fußgängerzone in der Karlsruher Straße mit ihren Vor- und Nachteilen sei ein Themenschwerpunkt dabei gewesen. Fertiggestellte Bauvorhaben sollten eine Abnahme durch das Bauamt erfahren und es sollte auch auf Mängel geachtet werden, die dann auch vom Unternehmer zeitnah zu beseitigen seien, lautete eine weitere Forderung der Standbesucher, berichtet Gabi Horn, die gespannt ist, wie die Bürger die Arbeit der FWV in den vergangenen fünf Jahren bewertet haben.
SPD in Hockenheim: Interne Kompetenz genutzt
Bereits beim Ostereierstand der SPD seien über die Hälfte aller Kandidierenden zum Einsatz gekommen und die Motivation sei konsequent beim Wassereisverteilen am 1. Mai, beim zweiten Erdbeerkuchenfest, beim Stand auf dem Frühlingsfest und bei den Infoständen in der heißen Wahlkampfphase gehalten worden, berichtet Vorsitzender und Spitzenkandidat Jakob Breunig.
Das Organisationsteam aus Reinhold Diehm und Karl Schweigert habe für einen zügigen Auf- und Abbau gesorgt. Die beiden seien ebenfalls verantwortlich für die Stellwandplakate gewesen, während vier weitere Helfer die Hohlkammerplakatierungen vornahmen. Hierbei seien erstmals Einzelplakate gedruckt worden. Deren Design stammte aus der Feder von Marlene Diehm, ebenso wie das Design des Flyers. Gemeinsam mit Jakob Breunig hat sie die Formulierung des Wahlprogramms erarbeitet.
Basis hierfür waren Veranstaltungen mit potenziellen Kandidaten im Herbst 2023, bei denen sich die Schwerpunkte herauskristallisierten. Daneben ist Diehm für den Social-Media-Auftritt bei Facebook und Instagram maßgeblich verantwortlich. Neben dem achtseitigen Falzflyer hat Vincent Kilian für die SPD einen Erstwählerflyer entworfen, den die Mitglieder in die Briefkästen brachten. Durch das selbstständige Design und die Fotografien von Aylin Kuppinger habe der Ortsverein hohe Kosten einsparen können. Gemessen an Berichten aus umliegenden Gemeinden hielt sich der Vandalismus in Grenzen und es sei kein gezielter Angriff auf die SPD festgestellt worden.
FDP in Hockenheim: Dank für Fairness
Bei der FDP habe sich jeder der Kandidaten und Kandidatinnen je nach Zeit in den Wahlkampf eingebracht, berichtet Fraktionsvorsitzender Frank Köcher-Hohn. Die Koordination hatten er und Vorsitzende Dr. Julia Klein. „Insgesamt war es für uns ein harmonischer Wahlkampf. Wir haben fünf Monate für diesen einen Tag gearbeitet. Es war teilweise anstrengend und wir sind froh, dass wir alles geschafft haben und hoffen auf ein gutes Ergebnis“, sagt Köcher-Hohn.
Er habe in Hockenheim mit Hilfe seiner Familie 7500 persönliche Flyer verteilt und für die Kreistagswahl in den Horan-Gemeinden 2500 persönliche Flyer. In den vergangenen sieben Tagen sei er rund 120 Kilometer gelaufen. In der heutigen Zeit daneben nicht auf Social Media im Wahlkampf zu setzen, wäre fatal, ist Köcher-Hohn sicher: „Die jüngere Wählerschaft setzt auf Digitalisierung. Wir nutzen Facebook, Instagram und Twitter.“
Die Liberalen haben fast genau dieselben Finanzmittel in den Wahlkampf investiert wie 2019. Beschädigte Plakate stellten sie nicht fest. Allerdings hätten die Poster an den Ständerwänden dem Wetter nicht standgehalten – zu viel Regen. Zwei Plakate seien von der AfD überklebt worden. Von persönlichen Beleidigungen ist Köcher-Hohn nichts bekannt: „Insgesamt war es ein fairer Wahlkampf. Diesbezüglich möchte ich mich auch bei den anderen Parteien und Wählervereinigungen bedanken.“ Die Neuausrichtung der Karlsruher Straße sei immer ein Thema am Wahlstand gewesen.
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