Rückblick

Das Jahr 2023 in Altlußheim: Ölpest am Blausee, Übernahme der evangelischen Kindergärten, Seniorenheim wird gebaut

Das Aufregerthema schlechthin war sicherlich die Ölverschmutzung in der Freizeitanlage Blausee. Doch es gab auch andere Themen, die für die Gemeinde gleichfalls von Bedeutung sind, zum Teil weitaus größere Auswirkungen haben werden. Der teilweise oder gänzlich Rückzug der Banken zählt dazu, die Errichtung der Sportanlage nördlich der Rheinfrankenhalle oder der Anbau an die Albert-Schweitzer-Schule – zwei Themen, deren Umsetzung im vergangenen Jahr noch nicht gefeiert werden konnte. Und mit Sicherheit zählt in diesen Bereich das Thema Kinderbetreuung, mit der Übernahme der evangelischen Kindergärten in die kommunale Trägerschaft schlägt die Gemeinde neue Wege ein.  

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Andreas Wühler
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Das Bild prägte den Sommer: Taucher Alexander Kesberg verlässt den Blausee – neue Funde hat er nicht gemacht. © Alfter

Altlußheim. Ein ganzes Jahr auf einen Begriff zu reduzieren, ist bestimmt kein Unterfangen, dass diesem gerecht wird. Doch beim Blick zurück kommt einem unwillkürlich im Zusammenhang mit der Gemeinde am Rheinbogen das Wort „Ölpest“ in den Sinn. War doch die Verschmutzung des Gewässers in der Freizeitanlage Blausee eines der Hauptaufregerthemen in den vergangenen zwölf Monaten.

Doch mit der „Ölpest“ wird der Blick sicherlich auf andere Themen verstellt, die für die Gemeinde gleichfalls von Bedeutung sind, zum Teil weitaus größere Auswirkungen haben werden. Der teilweise oder gänzlich Rückzug der Banken zählt dazu, die Errichtung der Sportanlage nördlich der Rheinfrankenhalle oder der Anbau an die Albert-Schweitzer-Schule – zwei Themen, deren Umsetzung im vergangenen Jahr noch nicht gefeiert werden konnte. Und mit Sicherheit zählt in diesen Bereich das Thema Kinderbetreuung, mit der Übernahme der evangelischen Kindergärten in die kommunale Trägerschaft schlägt die Gemeinde neue Wege ein. Eine entscheidende Weichenstellung, hinter der die „Ölpest“ eher zur Jahresfußnote wird.

Tops und Flops

Tops:

Klimaschutz: Beim Thema Energieeinsparung ist die Gemeinde auf einem guten Weg. Die Straßenbeleuchtung ist komplett auf LED umgestellt, Rathaus und Bürgerhaus sind energetisch saniert, Photovoltaikanlagen errichtet und im laufenden Jahr sollen weitere 100 000 Euro ins kommunale Energiemanagement investiert werden.

Jubiläum I: Der katholische Kindergarten St. Raphael konnte endlich die Einweihung seines neuen Gebäudes hinter der Rheinfrankenhalle feiern, nachdem diese zuvor der Corona-Pandemie geopfert worden war. Immerhin, so konnte die Einrichtung zugleich ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

Jubiläum II: Im Oktober reiste eine 20-köpfige Gruppe zu einem Kurzbesuch nach Gersdorf ins Vorland des Erzgebirges. Galt es doch, das aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallene 30-jährige Partnerschaftsjubiläum nachzuholen.

Einweihung: Nach drei Jahren Bauzeit konnte der Vogelpark wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Möglich gemacht hat dies die neue Führung des Vogelvereins. Durch die Hilfe zahlreicher engagierter Mitglieder wurde das Gelände auf Vordermann gebracht, neue Wege angelegt und Volieren gebaut. Das Kleinod der Gemeinde kann sich wieder sehen lassen.

Kommunalwahl: Wie die Wahl zum Gemeinderat im Juni ausgehen wird, das steht noch in den Sternen. Fest steht jedenfalls schon jetzt, es wird enger im Bürgersaal. Nach einem Beschluss des Gemeinderates werden ihm künftig 18 statt 14 Gemeinderäte angehören.

Flops:

Banken: Es ist dem Trend der Zeit geschuldet, die Bankfilialen haben ausgedient. Das musste die Gemeinde Anfang des Jahres erfahren, als bekanntwurde, dass die Sparkasse in Altlußheim geschlossen wird. Da half auch eine Unterschriftensammlung nicht. Zum Ende des Jahres ließ dann auch die Volksbank wissen, dass sie sich aus der Gemeinde zurückzieht. Immerhin – sie hinterlässt eine SB-Stelle im Ort. aw

Ausfallzeiten im Kindergarten Regenbogen sorgten zu Beginn des Jahres für Unmut in der Bevölkerung und einen überfüllten Bürgersaal bei der Februarsitzung des Rates. Die in großer Zahl vertretenen Eltern brachten ihr Anliegen vehement vor – zu viele Ausfalltage brachten die Mütter in die Bredouille, 53 statt 30 Schließtage ließen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in weite Ferne rücken.

Gemeinde Altlußheim übernimmt die Trägerschaft der evangelischen Kindergärten

Für Bürgermeister Uwe Grempels war das Thema nicht neu, seit geraumer Zeit war er auf der Suche nach Lösungen für das Problem, das seine Ursache im Personalmangel hat. Die Gründe für diesen waren vielfältig, führten im Ergebnis dazu, dass sich die Gemeinde dazu entschloss, durch die Übernahme der beiden evangelischen Kindergärten einen Neuanfang zu versuchen.

Ein Schritt in die richtige Richtung, wie der Blick zurück zeigt. Wenn auch mit deutlichen Folgen für die Gemeinde, die durch die Übernahme der evangelischen Kindergärten Sonnenschein und Regenbogen 61 Beschäftigte übernehmen musste. Was erfolgreich gelang und wie die eingetretene Befriedung des Themas zeigt, zu aller Zufriedenheit.

Jahresrückblick

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Vom Thema Betreuung ist es nicht weit in die Grundschule. Wie Bürgermeister Grempels bei der Einbringung des Haushaltes im Dezember anmerkte, liegt die Gemeinde mit einer Quote von über 53 Prozent bei der Krippenbetreuung der zwei- bis dreijährigen Kinder, mehr als jedes zweite Kind in der Gemeinde geht in eine Krippe – deutlich über dem Landesdurchschnitt. Diese Tagesversorgung setzt sich im Kindergarten fort und wirkte sich auch auf die Grundschule aus, die Ganztagsschule hält in der Gemeinde Einzug.

Eine große Aufgabe für die Kommune, immerhin geht die Ganztagsgrundschule mit einem erhöhten Raumbedarf einher, ein Anbau an die Albert-Schweitzer-Schule ist unabdingbar. Dieser soll nicht nur zusätzlich Lernräume, sondern auch Mensa, Gemeindebücherei und Jugendtreff Raum bieten. Deutlich über sechs Millionen Euro sind für den Neubau an Kosten veranschlagt.

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Eigentlich hätte mit dem Erweiterungsbau schon im vergangenen Jahr begonnen werden sollen, 2,5 Millionen Euro waren in einer ersten Tranche veranschlagt, doch verzögerte sich der Baubeginn. Die Kreditaufnahme von gut vier Millionen Euro zur Finanzierung der Investitionen konnte vermieden werden, wird sich nun jedoch im laufenden Jahr in den Zahlen niederschlagen. Im Haushaltsplan, der noch zu verabschieden ist, ist der Erweiterungsbau mit drei Millionen Euro, also der Hälfte der Kosten, enthalten.

Neues Sportfeld entsteht bei der Rheinfrankenhalle in Altlußheim

Eine weitere Million Euro will die Gemeinde in die Sportfläche nördlich der Rheinfrankenhalle investierten. Dort soll unter anderem ein Kleinspielfeld errichtet werden und soll zusätzlicher Parkraum für die Rheinfrankenhalle geschaffen werden. Für den Neubau des katholischen Kindergartens hinter der Rheinfrankenhalle mussten damals zwei Spielfelder weichen, der Gemeinderat sieht sich seitdem der Jugend gegenüber im Wort, für Ersatz zu sorgen. Läuft alles nach Plan, so kann er im Herbst ein Versprechen als erfüllt ansehen.

Unter den Bereich der Finanzen fällt auch die Freiwillige Feuerwehr. Für diese hat der Rat der Anschaffung eines neuen Bootes beschlossen. Zwar stand die Neuanschaffung turnusmäßig nicht an, doch wollte die Gemeinde, die durch eine Sammelbestellung des Landes eröffnete Gelegenheit nutzen. Wenn alles klappt, darf sich die Wehr in diesem Jahr auch noch über ein neues Fahrzeug freuen. Wobei „die Wehr“ der falsche Ausdruck ist, die Investitionen gehen in die Sicherheit der Bürger und diesen der Feuerwehr lediglich dazu, diese zu gewährleisten.

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Vieles fand im vergangenen Jahr seinen Neuanfang, so der Neujahrsempfang durch die Gemeinde oder die Reihe der Seniorenveranstaltungen im Bürgerhaus, die mit dem Seniorenfrühstück ihren Auftakt nahm. Die Unterbrechungen waren, wie in vielen Fällen, der Corona-Pandemie geschuldet. Auch für die Freizeitanlage Blausee hoffte Bürgermeister Grempels nach Jahren, in denen die Öffnung nur unter Schwierigkeiten möglich war, auf einen ruhigen Verlauf der Saison.

Getrübter Badespaß im Blausee bei Altlußheim

Der sich abzuzeichnen schien, Bürgermeister Grempels und sein Neulußheimer Kollege Gunther Hoffmann blickten im April noch auf einen planmäßigen Start der Saison zum 1. Mai. Der Badespaß hielt, mit steigenden Temperaturen, bis Ende Juni, dann musste das Bad knall auf fall geschlossen werden – ein Ölfilm auf dem Wasser zwang die Menschen aus demselben. Bürgermeister Grempels organisierte vor Ort einen Krisenstab, bei dem ihm die Freiwillige Feuerwehr tatkräftig zur Seite stand. Mit ihrer Hilfe konnte eine Ölsperre errichtettet werden. Taucher suchten dann den Seeboden gut 20 Meter vom Ufer entfernt in einer Tiefe von fünf Metern ab – zunächst erfolglos. Die Anlage lieb über eine Woche geschlossen, um dann, nach kurzer Öffnungsphase, erneut zu schließen.

Abermals kamen Taucher zum Einsatz, als Ursache wurde eine Öldose ausgemacht, die wohl durch einen Erdrutsch unter Wasser zerbarst und ihren Inhalt ans Wasser abgab. Weitere Ursachen konnten jedenfalls nicht gefunden werden, sodass die Freizeitanlage Ende Juli wieder öffnen konnte. Bis ans Ende der Saison erinnerte die Ölsperre an die Unterbrechung. Doch ging von Anfang an, das machte das Gesundheitsamt deutlich, durch die Ölklümpchen keine Gefahr für die Badegäste aus.

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Dennoch, am Ende der Saison wurde das Problem an der Wurzel angegangen, ein Saugbagger kam zum Einsatz, der den Grund der fraglichen Stelle absuchte. Drei Tage lang wurde das Sediment nach oben gefördert, gesiebt und begutachtet – alles ohne weitere Auffälligkeiten. Für den Badespaß in diesem Jahr gibt es keine Beschränkungen.

Am Ende der Saison bezifferte Grempels die Kosten, die durch die Verunreinigung verursacht wurden, auf über 20 000 Euro. Fast schon ein „blaues Auge“ – es hätte schlimmer kommen können. Zumal die Delle in den Besucherzahlen, 70 000 statt knapp über 100 000 Besucher im Vorjahr, eher dem verregneten Sommer geschuldet war.

Zum Ende des Jahres machte noch eine gute Nachricht in der Gemeinde die Runde: Am Ortsausgang, gegenüber dem Kindergarten Sonnenschein, wird ein Seniorenheim errichtet. Entstehen soll eine Einrichtung mit 45 Plätze. Errichtet und betrieben werden soll die Einrichtung von der Evangelischen Heimstiftung, die schon über 170 Häuser im Land betreibt. Bürgermeister Grempels sprach angesichts des Votums des Gemeinderates für die Heimstiftung von einer „Weichenstellung mit historischer Bedeutung“.

Weshalb wohl demnächst der Begriff der Weichenstellung den der Ölpest im Rückblick bei Weitem überstrahlen wird.

Redaktion Zuständig für die Verwaltungsgemeinschaf

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